100 Rollett, Physiologie des Blutes. 5. Cap. Eiweisskörper d. Blutserum u. -plasma.
genauer beschrieben. In geringer Menge erhält man es schon beim
Verdünnen des Serum mit einem vielfachen Volumen destillirten
Wassers ; in grösserer Menge aus stark verdünntem Serum durch vor¬
sichtigen Zusatz von Essigsäure oder durch Einleiten eines Stromes
von Kohlensäure. Es erscheint in Form eines weissen körnigen Nie¬
derschlages, der sich zu Flocken sammelt und zu Boden sinkt. Auf
dem Filter gesammelt, kann er mit COi haltigem Wasser gewaschen
werden.
Wegen seiner Fällbarkeit mit Wasser und Essigsäure führte Pan cm
für diesen von dem Serumalbumin verschiedenen Körper den Namen Serum¬
casein ein, ohne dass er dadurch die Identität des Körpers mit dem Casein
der Milch aussprechen wollte. Panüm’s Versuche müssen darum wohl
unterschieden werden von jenen, die darauf ausgingen, das Vorkommen
von Casein im Blut zu zeigen (Guillot und Leblanc 4, Moleschott 2) und
sich auf einen nach Abscheidung des Hitzecoagulates aus dem Serum im
Filtrate von diesem befindlichen, mit Essigsäure fällbaren Körper be¬
zogen, der aller Wahrscheinlichkeit nach einem erst beim Erhitzen ent¬
stehenden Albuminat entstammte. Ebenso wäre Panum’s Serumcasein von
dem früher (S. 97) erwähnten Serumcasein Kühne’s und Eichwald’s wohl
zu unterscheiden, wenn sich Letzteres als Albuminat erwiesen hätte.
A. Schmidt3 8 erklärte den von Panum gefundenen Körper wegen
seiner Fällbarkeit durch CO-i und der Wiederlöslichkeit nach dem
Austreiben der CO-2 durch ein anderes Gas für Globulin, wie das
schon früher Lehmann4 andeutete, der die Eigenschaften des zuerst
von Berzelius unterschiedenen Globulin genauer festzustellen suchte.
A. Schmidt gebrauchte aber wegen der Beziehungen, in welchen
nach seinen Versuchen diese Substanz zur Fibrinbildung steht, den Namen
fibrinoplastische Substanz, während Kühne 6 dieser specifischen Natur des
Körpers durch die Bezeichnung Paraglobulin zu genügen suchte. Da
aber die von A. Schmidt der Substanz zugeschriebene Function zweifelhaft
geworden ist, haben wir dieselbe nach dem Vorschläge von Weyl 7 und
Hoppe-Seyler 8 als Serumglobulin bezeichnet.
Das Serumglobulin ist unlöslich in Wasser, dagegen löst es sich
frisch gefällt, leicht in verdünnter Lösung von CINa. Es kann über
Schwefelsäure getrocknet und dann über 100° C. erhitzt werden, ohne
1 Guillot et Leblanc, Compt. rend. XXXI. p. 585. 1851.
2 Moleschott, Arch. f. physiol. Heilk. X. F. IL S. 105. 1852.
3 A. Schmidt, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1862. S. 428.
4 Lehmann, Lehrb. d. physiol. Chemie 2. Aufl. S. 359. Leipzig 1853.
5 Derselbe a. a. O. I. S. 360.
6 Kühne. Lehrb. d. physiol. Chemie S. 168 u. 175. Leipzig 1860.
7 Weyl, Ztschr. f. physiol. Chemie I. S. 72. 1877—78.
8 Hoppe-Seyler, Physiol. Chemie S. 421. Berlin 1879.