Volltext: Erster Theil: Blut und Blutbewegung (4)

10 Rollett. Physiologie des Blutes. 2. Cap. Die rothen Blutkörperchen. 
clien von microscopischer Kleinheit sind, wodurch das Blut für das 
blosse Auge das Ansehen einer homogenen Flüssigkeit erhält. 
Man bezeichnet die eben beschriebene Zusammensetzung aus 
Flüssigkeit und darin fein vertheilten selbstständig gestalteten Kör¬ 
perchen zweckmässig als Suspensionsflüssigkeit. 
Beim ruhigen Stehen schichten sich solche Flüssigkeiten um so 
rascher, je grösser die Differenz der specifischen Gewichte der Flüs¬ 
sigkeit und der suspendirten Theilchen ist. Aus der früher bespro¬ 
chenen Schichtung des Blutes ergiebt sich, dass die rothen Blut¬ 
körperchen speciflsch schwerer sind als das Plasma. Das specifische 
Gewicht des Gesammtblutes wird nicht blos bei der Bestimmung mit 
der Waage von den Körperchen beeinflusst, sondern die Körperchen 
beeinflussen in gleicher Weise auch den Auftrieb (Bondy1, Mach2, 
Schklarewsky3). Das hat einen zweifachen Grund ; die suspendirten 
Theilchen haben fortwährend das Bestreben zu fallen, und dort, wo 
sie angehäuft sind, wirkt ihre vermehrte Oberfläche auch stärker 
verdichtend auf die umgebende Flüssigkeit. Wir werden später von 
diesen Sätzen eine Anwendung machen. 
I. Morphologische Bedeutung, Erscheinungsweise, Bau der 
rothen Blutkörperchen. 
a) Die rothen Blutkörperchen (Blutzellen, Blutscheiben) sind ei¬ 
genartig differenzirte Zellen, sie unterscheiden sich eben so wohl 
von dem Protoplasma junger oder indifferenter Zellen, wie auch von 
anderen speciflsch entwickelten Zellen durch eine Reihe besonderer 
und eigenthümlicher Charaktere (Rollett4). Sie sind die Träger 
des rothen Blutfarbestoffes, von welchem sich weder im Plasma noch 
in den weissen Blutkörperchen etwas vorfindet. 
Ihre Gestalt ist die einer kreisförmigen Scheibe, deren Rand 
abgerundet ist, deren beide Grundflächen in ihrer Mitte einen seich¬ 
ten napfförmigen Eindruck besitzen. Ein körperliches Modell eines 
Blutkörperchens kann man sich durch Umdrehung der Curve crC um 
die Axe a b entstanden vorstellen. Die Oberfläche der Blutkörperchen 
ist vollkommen glatt. Bringt man in einem in der gewöhnlichen 
Weise für die microscopische Beobachtung einer kleinen Hautwunde 
1 Bondy, Sitzgsber. d. Wiener Acad. 2. Abth. LI. S. 331. 1865. 
2 Mach, Ann. d. Physik 1865. S. 324. 
3 Schklarewsky, Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 657. 1868. 
4 Rollett. Unters, a. d. Inst. f. Physiol, u.Histol. in Graz. 2. Heft. S. 133. Leip¬ 
zig 1870; Handb. d. Lehre v.d. Geweben, herausgeg.v. Stricker. I.S. 271 u. 278. Leip¬ 
zig 1869.
	        
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