Volltext: Ueber die Gesetze der Ermüdung: Untersuchungen an Muskeln des Menschen

Über die Gesetze der Ermüdung. 
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an, um den Muskel zu dehnen. Dieses Gewicht ist zu gross, um die Wir¬ 
kung der Contracta im unteren Tlieile der Aufzeichnung beurtheilen zu 
lassen, man sieht aber, dass ungefähr neun Minuten nothwendig waren, 
damit der Muskel seine primitive Länge wiedererlauge. 
Ich halte es für überflüssig andere Experimente anzuführen, sondern 
erwähne auf Grund der erhaltenen Resultate, dass ich eine Vermehrung 
der Elasticität oder eine beständige Contracta an leichter erregbaren Personen 
beobachtete, an solchen, welche eine deutliche und stärkere Contracta im 
Anfänge einer Reihe von Zusammenziehungeu zeigen. Stärkere und an 
Muskelanstrengungen gewöhntere Personen zeigen keine Veränderung oder 
wenigstens nur kleine Verminderung der Elasticität. 
Vergleicht man nun diese Beobachtungen mit denen des vorhergehenden 
Capitels, so kann man behaupten, dass die Contracta nicht vollständig in 
Folge der Ermüdung schwindet. 
Es ist bekannt, wie heftig der Streit in der Frage der Elasticität der 
Muskeln war. Ich beabsichtige nicht auf dieses streitige Feld zu treten, 
glaube jedoch, dass die Beobachtung, wonach die Contracta auch im er¬ 
müdeten Muskel vorhanden ist, dazu dienen wird, um die Beobachtungen 
einiger Autoren, welche dem Web er’sehen Gesetze zu widersprechen 
schienen, auf ihren richtigen Werth zurückzuführen. 
Boudet hat in der That auf Grund einer Reihe von Experimenten, 
die er in Mare y’s Laboratorium anstellte, behauptet, dass ein durch Aus¬ 
schneiden seines Nerven oder elektrisch gereizter Muskel (einmalige Reizung 
oder Reizung bis Auftreten von Tetanus) stärker und vollkommener elastisch 
werde.1 
Nach den am Menschen gemachten Versuchen muss Boudet’s Schluss 
bloss auf stark reizbare Muskeln und auf starke Reizungen bezogen werden. 
Ich hatte keine Zeit zu entscheiden ob die Contracta und die Verminde¬ 
rung der Elasticität einen verschiedenen Verlauf haben; in einigen Fällen 
schien es mir als ob die Verminderung der Elasticität rascher als die Con¬ 
tracta verschwinde, so dass die Contractur, nachdem der Muskel aufgehört 
hat sich zu contrahireu, langsam zunahm. Den entgegengesetzten Fall, 
d. h. eine Verlängerung des Muskels über die primitive Grenze hinaus 
nach Aufhören der Contractur habe ich nicht beobachtet. Ich werde diese 
Untersuchungen fortsetzen, glaube jedoch jetzt schon, dass nachdem die 
1 Boudet de Paris, Effets du eurare, de la chaleur et de la section des nerfs 
moteurs sur l’excitabilité et l’élasticité musculaires. Travaux du. laboratoire de M. Marey. 
1878/79. t. IV. p. 194. 
U*
	        
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