Volltext: Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes

Beobachtung dee Wellenbewegung des Blutes. 
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abführenden Yenen als constant angesehen werden kann,1 so kann aus den 
Volumschwankungen des eingeschlossenen Stückes auf die Verhältnisse der 
Stromstärke geschlossen werden, mit welcher Blut in dasselbe einfliesst. 
Man kann sonach mit Hülfe der Volumpulse ein Bild von der Stromstärke 
an einer ganz bestimmten Stelle des Arteriensystems bekommen, nämlich 
an eben jener Stelle, wo das Blut in das abgeschlossene Extremitätenstück 
einfliesst, also da, wo die Extremität von der Gummimanschette um¬ 
fasst ist. Es ist besonders bemerkenswerth, dass die Beobachtung zunächst 
ein ganzes ausgedehntes Gefässgebiet (Arterien verschiedenen Calibers und 
Capillaren) betrifft, und trotzdem einen Schluss auf die hydraulischen Vor¬ 
gänge an einer bestimmten Stelle der Gefässbahn gestattet. Es beruht 
dies, wie man sieht, lediglich auf dem vereinfachenden Umstande, dass 
innerhalb des abgeschlossenen Stückes die Welle erlischt und somit in den 
abführenden Gelassen gar keine Wellenbewegung mehr stattfindet. Wäre 
dies nicht der Fall, so wäre eine einfache Deutung der Volumpulse über¬ 
haupt unmöglich. — Auch so aber ist die Interpretation noch eine indirecte. 
Keineswegs nämlich geben die Volumpulse unmittelbar ein Bild von dem 
zeitlichen Verlaufe der arteriellen Stromstärken. Vielmehr zeigt ja ein An¬ 
steigen des Volums eine grosse, ein Absinken eine geringe, das Constant- 
bleiben die mittlere (der venösen gleiche) Stromstärke in der Arterie an. 
Der zeitliche Verlauf der Stromstärke wird also zur Darstellung kommen, 
wenn man aus der Volumpulscurve eine andere derart bildet, dass man ihr 
für jeden Zeitpunkt eine Ordinatenhöhe ertheilt, welche proportional ist der 
Steilheit, mit welcher in dem entsprechenden Zeitpunkt die Volumpuls¬ 
curve ansteigt oder absinkt.2 Dabei ist zu berücksichtigen, dass für die 
mittlere oder venöse Stromstärke eine Ordinatenhöhe willkürlich gewählt 
werden muss; steigt das Volumen in einem gewissen Zeitpunkt an, so ist 
die Ordinate der Stromcurve für diesen Punkt höher als der Mittelwerth 
und zwar um so mehr, je steiler das Ansteigen stattfindet. Sinkt das Volum 
ab, so ist die Ordinate niedriger als der Mittel werth, und zwar um so 
mehr, je stärker das Absinken stattfindet. Es lassen sich also aus den 
Volumpulsen die jeweiligen (positiven oder negativen) Ueberschüsse der 
arteriellen Stromstärke über ihren Mittel werth ermitteln. Wir wollen 
nun die von der Herzthätigkeit abhängige periodische Schwankung der 
1 Sie besitzt wenigstens, worauf es hier allein ankommt, keine von der Herz¬ 
thätigkeit abhängige Periodicität. 
2 Mathematisch kurz ausgedrückt durch Differenzirung der Volumpulscurven. 
Nennen wir V das Volumen, t die Zeit, s die arterielle Stromstärke und v die venöse, 
. , d V , d V 
so ist 
dt 
= s — v oder s = -jj + v; hier ist v eine Constante, so dass der periodische 
Theil von s direct durch den Werth 
Archiv f. A. u. Ph. 1887. Physiol. Abtliig. 
dV 
dt 
dargestellt wird. 
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