Volltext: Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes

Kries: Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes. 255 
von Missverständnissen soll im Folgenden die von der Herzthätigkeit ab¬ 
hängige periodische Druckschwankung in den Gefässen als Druckpuls 
bezeichnet werden. Eine mit dem Marey’schen Sphygmographen oder 
ähnlichen Instrumenten erhaltene Curve stellt also den Druckpuls der be¬ 
treffenden Arterie dar. 
Neben den Druckpulsen sind in neuerer Zeit vielfach andere Bewegungen 
beobachtet worden, welche zwar mit jenen unter den allgemeinen Be¬ 
griff des Pulses zusammengefasst werden können, weil sie auch einen 
von der Herzthätigkeit abhängigen periodischen Vorgang im Gefässsystem 
zur Darstellung bringen, im Uebrigen aber streng von ihnen zu unter¬ 
scheiden sind. Ich rede hier von den zuerst von Fick,1 sodann nament¬ 
lich von Mosso2 und Frank3 4 beobachteten Pulsen, für welche ich den 
Namen der Volumpulse vorgeschlagen habe.1 Man verfährt hierbei be¬ 
kanntlich so, dass ein Theil einer Extremität, etwa Hand und Unterarm, 
in ein Glas- oder Blechgefäss geschoben und vermittelst einer Gummi¬ 
manschette ein wasserdichter Verschluss zwischen Arm und Gefäss her¬ 
gestellt wird. Füllt man alsdann das Gefäss mit Wasser und lässt dem¬ 
selben den Ausweg in ein Rohr offen, so beobachtet man in diesem eine 
pulsartige Hin- und Herbewegung des Wassers; dieselbe kann mittels eines 
Schwimmers (ältere Methode von Fick) oder eines Marey’sehen Tambours 
(Mosso, Frank, neuerdings auch von Fick vorgezogen) aufgezeichnet 
werden. Hierin besteht die Methode, welche Mosso die hydrosphygmo- 
graphische nennt. Die Bedeutung dieser Curven ist nun, wie Fick schon 
in der erwähnten Arbeit gezeigt hat, eine ganz andere, als die einer ge¬ 
wöhnlichen Pulscurve, wie sie etwa mittels eines Marey’schen Sphygmo¬ 
graphen von der Radialarterie zu erhalten ist. Auf den ersten Blick scheint 
freilich die Annahme naheliegend, dass man hier den Puls statt an einem 
Gefässe gleichzeitig an einer grösseren Zahl beobachte, dass die Hand 
oder der ganze Arm gewissermaassen als Sphygmoskop diene, wie man es 
ausgedrückt hat. Bei genauer Erwägung sieht man indessen, dass diese 
Deutung nur dann zulässig wäre, wenn man als sicher betrachten könnte, 
1 Fick, Die Geschwindigkeitscurve in der Arterie des lebenden Menschen. Unter¬ 
suchungen aus dem, physiologischen Laboratorium der Züricher Hochschule. Wien 
1869. 
2 Mosso, Die Diagnostik des Pulses. Leipzig 1879. 
3 Frank, Du volume des organes dans ses rapports avec la circulation du sang. 
Travaux du laboratoire de M. Miarey. Paris 1876. 
4 v. Kries, Ueber die Beziehungen zwischen Druck und Geschwindigkeit, welche 
bei der Wellenbewegung in elastischen Schläuchen bestehen. Festschrift, der 56. Ver¬ 
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte gewidmet von der Naturforschenden 
Gesellschaft zu Freiburg i. B. Freiburg und Tübingen 1883. (Supplement zu Bd. VIII 
der Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg.)
	        
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