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J. v. Kries:
der jetzt zu beschreibenden Methode vor Allem auf eine genaue Einsicht in
die Art ankommt, wie die Flammen irgendwelche Bewegungen wiedergeben,
so will ich dieselbe zuerst an einem ganz einfachen Beispiel erläutern. Es
brenne aus der Spitze des Röhrchens A eine Gasflamme, welche durch den
Schlauch B aus der Gasleitung gespeist wird. Mit dem von Gas erfüllten
Raum des Röhrchens A (derselbe soll im Folgenden stets als der Brenner¬
raum bezeichnet werden) sei der Hohlraum einer Marey’schen Kapsel C
in der aus der Fig. 2 ersichtlichen Weise in Verbindung gesetzt. Drängt
man nun die Membran des Tambours ein wenig einwärts, so zuckt die Flamme
in die Höhe; aber wenn die Membran dann in der eingedrückten Stellung
bleibt, so stellt sich die Flamme sofort wieder auf die ursprüngliche Höhe
ein. Es ist also nur die einwärtsgerichtete Bêwegung der Membran,
welcher die grössere Höhe der Flamme entspricht; sobald aber die Membran
still steht, hat die Flamme die ursprüngliche Höhe, unabhängig davon, in
welcher Stellung die Membran fixirt ist.1 Die Flamme reagirt also durch¬
aus anders als etwa ein Registrir-Tambour, welcher die dauernde Verschie¬
bung jener Membran mit einer dauernden Erhebung seiner Schreibspitze
anzeigen würde. Die Flammenhöhe zeigt in der That die Stärke des Gas¬
stromes an.
Hieraus ergab sich nun folgende einfache Anordnung zur Beobachtung
der Geschwindigkeitspulse. Die Gasflamme, welche zur Beobachtung des
Pulses dienen soll, sie mag im Folgenden stets als die Pulsflamme be-
1 Wenn man den Versuch ausführen will, verfährt man am Besten so, dass man
ein Metallplättchen (20 Pfennigstück) auf den Tisch legt und den Tambour so auf die
Tischplatte aufsetzt, dass die Membran durch das Geldstück etwas einwärts gedrängt
wird. Man sieht, wie die Flamme im Moment des Aufsetzens aufzuckt, um sofort
wieder auf die vorige Höhe sich einzustellen.