Volltext: Ueber die Abhängigkeit der Erregungs-Vorgänge von dem zeitlichen Verlaufe der zur Reizung dienenden Elektricitäts-Bewegungen

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v. Kbies: 
was man weiss, in stetiger Weise, in erheblich längere als durch Momen¬ 
tanreize. 
Der Erregungsanstoss, welchen der Nerv dem Muskel er- 
theilt, ist nicht ein stets gleichmässiger, fest praeformirter Vor¬ 
gang, der nur durch verschiedene Intensität und durch mehr 
oder weniger frequente Wiederholung verschiedene Wirkungen 
hervorbringt, er ist vielmehr selbst ein Vorgang von bedeutender 
Variabilität des zeitlichen Verlaufs. Demgemäss kann die Dauer 
der negativen Schwankung das sechsfache des von Bernstein 
für momentane Beize gefundenen Werthes erreichen. 
Die physiologische Innervation. 
Diese Thatsachen werfen, wie ich glaube, ein bemerkenswerthes Licht 
auch auf die physiologische Innervation. Dass die physiologischen Con- 
tractionen im Allgemeinen oscillatorischer Natur sind, kann als sicher- 
gestellt betrachtet werden. Die Beobachtung des Muskeltons und nament¬ 
lich des Mitschwingens1 waren die ersten, welche dies nachwiesen; diesen 
gesellte sich später das bei günstiger Beleuchtung unter der Haut sichtbare 
Flimmern hinzu, welches Brücke2 beschrieb. Endlich gelang es in jüngster 
Zeit Lovén3 sowohl bei Strychnintetanus als bei normaler Willkürinner¬ 
vation die Oscillationen des Muskelstromes mit Hülfe des Capillarelektro- 
meters zu beobachten. Ich habe, wie ich gleich bemerken will, diese 
Versuche mit genau gleichem Erfolg wiederholt.4 
War man nun bisher geneigt, anzunehmen, dass die physiologische 
Innervation in einer Anzahl einzelner Anstösse bestünde, für deren jeden 
der Bernstein’sche Werth von 1/250 Secunde als maassgebend zu be¬ 
trachten sei und die in bestimmtem Rhythmus aufeinander folgten, so 
ergaben sich eine Anzahl von Schwierigkeiten. Erstens, warum lieferte die 
1 Helmholtz, Verhandlungen des naturhistoricch-medicinischen Vereins zu 
Heidelberg. 1866. Bd. IV. Gesammelte Abhandlungen. Bd. II. S. 929. 
2 Brücke, Wiener Sitzungsberichte. Bd. LXXVI. 3. Abtli. 
3 Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften 1881. 
* Die Möglichkeit, dass diese Oscillationen durch fehlerhafte Beactionsweise (Ei¬ 
genschwingungen) des Capillarelektrometers vorgetäuscht seien, scheint mir absolut aus¬ 
geschlossen. Denn das Capillarelektrometer ist ein vollkommen aperiodischer Apparat. 
Wenn es daher eine grosse Anzahl von Oscillationen, welche durch eine ganze Anzahl 
Secunden ungeschwächt andauern, anzeigt, so ist für diese eine andere Ursache als 
Oscillationen der einwirkenden elektromotorischen Kraft ganz undenkbar.
	        
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