Heber die Abhängigkeit der Erregungs-Vorgänge von
dem zeitlichen Verlaufe der zur Reizung dienenden
Elektricitäts-Bewegungen.1
Von
Prof. v. Kries.
Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.
(Hierzu Taf. V.)
Als charakteristische Eigenthümlickkeit der Art und Weise, wie der
elektrische Strom auf die Nerven erregend wirkt, ist seit langer Zeit be¬
kannt, dass nicht die gleichmässige Dauer desselben, sondern seine zeit¬
lichen Veränderungen als Reize in Betracht kommen. „Nicht der absolute
Werth der Stromdichtigkeit in jedem Augenblicke ist es, auf den der Be¬
wegungsnerv mit Zuckung des zugehörigen Muskels antwortet, sondern die
Veränderung dieses Werths von einem Augenblick zum andern, und zwar
ist die Anregung zur Bewegung, welche diesen Veränderungen folgt, um
so bedeutender, je schneller sie bei gleicher Grösse vor sich gingen, oder
je grösser sie in der Zeiteinheit waren.“ In dieser Form sprach du Bois-
Roy moud das Gesetz im Jahre 1845 aus.
Bei der principalen Stellung, welche der elektrische Strom als Er¬
regungsmittel für Nerven aller Art von jeher eingenommen hat, lag der
1 Die wichtigsten Ergebnisse der im Folgenden mitgetheilten Untersuchung sind
bereits im April d. J. unter gleichem Titel in den Berichten der naturforschenden
Gesellschaft zu Freiburg i. B. Bd. VIII. in kurzer Zusammenstellung gedruckt worden.
Bei allen Versuchen hatte ich mich der dankenswerthen Unterstützung meines Assi¬
stenten, des Hin. caud. med. Bartenstein, zu erfreuen.
Aroliiv f. A.u. Ph. 1894. Physiol. Abthlg.
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