Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Gehörsvorstellungen. 
bei denjenigen Intervallen, deren einfachste Schwingungszahlen um mehr 
als eine Einheit verschieden sind. Hierher gehören die große Sexte 
(3:5), die kleine Sexte (5:8), kleine Septime (5 : 9) u. s. w. Bei der 
großen Sext ist der Grundklang die tiefere Quinte, bei der kleinen Sep¬ 
time die große Terz, bei der kleinen Sexte ist er die tiefere große Sexte 
des ersten Klangs. Der Grundklang kann hier immer erst unter Mithülfe an¬ 
derer Intervalle associativ erregt werden, und beim Zusammenklang könnte 
er höchstens als Differenzton höherer Ordnung entstehen. Als solcher ist 
er aber zu schwach, um auf die Empfindung einen Einfluss zu gewinnen1). 
Directe und indirecte Klangverwandtschaft treffen nicht nur immer 
zusammen, sondern es sind auch je zwei Klänge sowohl direct als indirect 
immer im gleichen Grade verwandt. Offenbar nämlich werden wir 
als Maß der dir e et en Verwandtschaft die Entfernung des ersten gemein¬ 
samen Obertons, als Maß der indirect en die Entfernung des gemein¬ 
samen Grundtons, der beim Zusammenklang als Differenzton erster oder 
höherer Ordnung zu hören ist, benützen können. Nun ergibt sich aus 
der auf S. 49 mitgetheilten Tabelle, dass z. B. bei der Quinte der nächste 
zusammenfallende Obeiton der 3te Partialton, also die Duodecime, des 
ersten, und der 2te, also die Octave, des zweiten Klangs ist. Nach der 
kleinen Tafel auf S. 57 liegt aber der Grundklang der Quinte eine Octave 
unter dem tieferen, eine Duodecime unter dem höheren Ton. Das ähn¬ 
liche Verhältniss stellt sich in Bezug auf die übrigen Intervalle heraus. 
Der gemeinsame Grundton liegt bei allen Intervallen ebenso 
weit von dem tieferen wie der gemeinsame Oberton von dem 
höheren der beiden Klänge entfernt. Aber während der letztere 
immer gehört wird, ob man nun die Klänge gleichzeitig oder successiv 
angibt, kann der erstere nur beim Zusammenklang zu einem wirklichen 
Bestandtheil der Empfindung werden. 
Weniger einfach gestaltet sich die Beziehung der beiden Arten der 
Klangverwandtschaft, wenn statt zweier Klänge drei oder mehrere mit 
einander in Verbindung treten, was abermals entweder in der Form der 
Aufeinanderfolge oder des Zusammenklangs geschehen kann. Der Grad 
der directen Verwandtschaft wird auch hier durch diejenigen Partialtöne 
bestimmt, welche den mit einander verbundenen Klängen gemeinsam sind. 
Die Zahl dieser für alle Klänge identischen Partialtöne nimmt natürlich mit 
der Zahl der verbundenen Klänge ab, dagegen werden dieselben durch 
ihre mehrfache Häufung weit stärker gehoben. Aehnlich verhält es sich 
-1) Bei der kleinen Terz, großen Sexte und kleinen Septime ist dies z. B. ein Dif¬ 
ferenzton zweiter Ordnung, weil hier Quinte und große Terz als Combinationstöne 
erster Ordnung Vorkommen; bei der kleinen Sexte, deren Differenzton die große Sexte 
ist, stimmt aber erst ein Differenzton dritter Ordnung mit dem Grundklang überein.
	        
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