Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Allgemeine Gesichtspunkte zur Theorie der innern Erfahrung. 
jectiven Realität nachzuweisen. Da dieses Verhältnis schließlich nur als 
ein solches der Uebereinstimmung gedacht werden kann, wenn eine Er¬ 
kenntnis der Objecte möglich sein soll, so wird freilich auch hier das 
Resultat erwartet werden können, dass die idealen Principien in der ob¬ 
jection Realität sich wiederfinden, wie denn schon eine oberflächliche 
Untersuchung uns lehrt, dass die Grundgesetze des logischen Denkens 
zugleich Gesetze der Objecte des Denkens sind1). Aber dieses Resultat 
muss, wie jedes wissenschaftliche Ergebniss, durch die Untersuchung 
gefunden, es darf nicht vor aller Untersuchung durch täuschende 
dialektische Künste erzeugt werden. Was vor aller Untersuchung fest¬ 
steht ist nur der Grundsatz, dass die Objecte unseres Denkens diesem 
conform sein müssen, weil ohne die Gültigkeit dieses Satzes überhaupt 
nicht begreiflich wäre, wie Erkenntniss entstehen kann. 
Dieser Grundsatz schließt die Voraussetzung ein, dass eine objective 
Realität existirt, welche zwar fortwährend zu unserm Denken in Beziehung 
tritt, und welche erst dann von uns erkannt sein wird, wenn alle Eigen¬ 
schaften, die wir ihr beilegen, auf bestimmte Erkenntnissfunctionen zu¬ 
rückgeführt sind, welche aber doch als an sich unabhängig von unserm 
Denken angenommen werden muss, da trotz vieler Widersprüche, die 
sich in Rezug auf unsere ursprünglichen Annahmen über die Natur der 
objectiven Dinge heraussteilen, doch niemals solche Widersprüche sich 
ergeben, welche die objective Existenz der-Objecte aufheben könnten, 
weshalb eine derartige Annahme als eine völlig grundlose gänzlich außer 
Betracht bleibt. In der That kann ungefähr mit demselben Rechte, 
mit welchem der subjective Idealismus eine Erzeugung der objectiven 
Realität durch das Ich postulirt, umgekehrt von dem empirischen Sen¬ 
sualismus eine Erzeugung der Denkgesetze durch die objective Realität 
angenommen werden, um die Uebereinstimmung beider mit einander be¬ 
greiflich zu machen. Jede dieser Richtungen verschließt sich, abgesehen 
davon, dass sie zu Irrthtimern verführt, einen der unerlässlichen Erkennt- 
nisswege. Der subjective Idealismus geht an den wichtigen Aufschlüssen, 
welche die Anschauungen über das objective Wesen der Dinge rücksicht¬ 
lich unserer Erkenntnissfunctionen geben, achtlos vorbei; der Sensualis¬ 
mus steht allen jenen von uns vorausgesetzten Eigenschaften der Objecte, 
die uns nicht direct in der äußern Erfahrung gegeben sind, die aber be¬ 
stimmten Erkenntnissfunctionen ihren Ursprung verdanken, rathlos gegen¬ 
über, daher diese Richtung schließlich die kritisch berichtigte, von ihren 
inneren Widersprüchen befreite Erfahrung durch die rohe sinnliche Wahr¬ 
nehmung zu ersetzen pflegt. 
0 Vgl. meine Logik, I, S. 82.
	        
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