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Einfluss des Willens auf die Körperbewegungen.
Bedingungen nur aus vorgebildeten Einrichtungen des physiologischen
Mechanismus erklärt werden kann. Von dieser Seite fällt daher jedes
Motiv weg, jenen Reflexen irgend einen Grad von Bewusstsein oder über¬
haupt von psychischer Thätigkeit im gewöhnlichen Sinne unterzuschieben.
Wie der Wille nur ein innerer Reiz ist, der, nachdem er den ersten An¬
stoß zur Bewegung gegeben, den weiteren Ablauf der Selbstregulirung
des physiologischen Mechanismus überlässt, so wird, wenn der letztere
durch irgend einen äußeren Reiz ausgelöst wird, natürlich eine ähnliche
Anpassung an die äußeren Umstände stattfinden, ohne dass eine bewusste
Empfindung des Reizes hierzu erforderlich wäre.
Zweitens fehlt dann aber auch, wie schon in Cap. XV (S. 229) her¬
vorgehoben wurde, in dem Verhalten des enthaupteten Thieres das we¬
sentlichste Kennzeichen, welches uns auf das Vorhandensein von Bewusst¬
sein könnte schließen lassen: nämlich irgend ein Merkmal, aus dem ein
Fortwirken vorausgegangener Erregungen hervorginge. Nur in einer
Beziehung könnten die Bewegungen auf die Ausbildung eines gewissen
niederen Grades von Bewusstsein bezogen werden. Man sieht nämlich,
dass dieselben bei häufiger Einwirkung des nämlichen Reizes sich all¬
mählich vervollkommnen. Der amputirte Frosch, nachdem er einmal das
Bein der andern Seite zur Entfernung der ätzenden Substanz gebraucht
hat, macht in künftigen Fällen leichter die nämliche Bewegung wieder.
Eine gewisse Einübung kann also hier augenscheinlich stattfinden. Es ist
freilich nicht nothwendig, dass eine solche auf Erinnerung beruht. Dass
öfter ausgeführte Bewegungen bei neuen Anlässen mit immer größerer
Sicherheit geschehen, liegt ja in den mechanischen Bedingungen des Ner¬
vensystems begründet. Anderseits lässt sich aber allerdings nicht un¬
bedingt bestreiten, dass dabei eine dunkle Erinnerung nebenher gehen
mag. Wir haben daher auch schon früher1) die Möglichkeit offen gelassen,
in einem solchen Rest eines Nervensystems dürfte ein niederer Grad von
Bewusstsein sich ausbilden. Sicher ist übrigens nach der Beobachtung,
dass ein derartiges Bewusstsein, falls es existirt, höchstens durch kurze
Zeiträume getrennte Empfindungen mit einander verbindet, und dass in
ihm keine spontane Reproduction früherer Eindrücke stattfindet, welche
zu Bewegungen führen wTürde, die ohne directe Anregung durch äußere
Reize entstehen können. Diesen Mangel an jedem Bewusstsein, das eine
Mehrheit zeitlich getrennter Empfindungen verbindet, bezeugt nun auch
das ganze Verhalten der enthaupteten Thiere. Lässt man bei den Ver¬
suchen, bei welchen der Ausführung einer bestimmten Bewegung absicht¬
lich Hindernisse entgegengestellt sind, eine längere Zeit zwischen der Ein-
4) Cap. XV, S. 228.