Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Einfluss des Willens auf die Körperbewegungen. 
halten der Wesen vor und nach der Ausführung derselben bei der Beur- 
theilung zu berücksichtigen ist. Theils diese Schwierigkeiten theils der 
Umstand, dass Bewegungen, die von psychischen Vorgängen begleitet sind, 
gleichwohl nach ihrer physischen Seite den Charakter von automatischen 
oder reflectorischen Bewegungen besitzen können, haben es veranlasst, 
dass in der Unterscheidung der Begriffe eine gewisse Unsicherheit einge¬ 
rissen ist, wobei besonders der Begriff des Reflexes eine außerordent- 
lieh vieldeutige, die Klarheit manchmal beeinträchtigende Bedeutung 
angenommen hat1). Im folgenden sollen daher, im Einklang mit der ur¬ 
sprünglichen Bedeutung der Begriffe, unter den automatischen und reflec¬ 
torischen Bewegungen nur solche verstanden werden, die ausschließlich 
als mechanische Erfolge der Verbindungen der Nervenelemente und der 
Einwirkung physischer Reize auf dieselben entstehen, ohne dass beglei¬ 
tende Empfindungen und Gefühle nachweisbar sind. 
\. Automatische und re fl ecto rische Bewegungen. 
Im weiteren Sinne nennen wir alle Bewegungen automatisch, die 
als mechanische Erfolge bestimmter Nervenerregungen ohne wesentliche 
Betheiligung psychischer Zwischenglieder auftreten. In dieser allgemeineren 
Bedeutung umfasst die automatische Bewegung ebensowohl die Reflexbe¬ 
wegungen wie die dem Reflex verwandten automatischen Coordinationen2 . 
Im engeren Sinne beschränken wir aber jenen Begriff, dem früher 3) auf¬ 
gestellten Begriff der automatischen Erregung gemäß, auf alle diejenigen 
ohne Bewusstsein sich vollziehenden äußern Bewegungen, welche un¬ 
mittelbar von innern Reizungen der motorischen Centralgebiete ausgehen. 
Wir haben gesehen, dass die Innervation solcher Bewegungen vorzugs¬ 
weise in den niedrigeren Nervencentren, dem Rückenmark und ver¬ 
längerten Mark, ausgelöst wird; auch die motorischen Theile der Hirn¬ 
ganglien nehmen möglicherweise noch an ihnen Theil, während keine 
sichere Erfahrung dafür spricht, dass die Großhirnrinde der Herd auto¬ 
matisch-motorischer Erregungen sei. Jedenfalls der größte Theil dieser 
Bewegungen, die Athembewegungen, die Herzbew^egungen, die Gefä߬ 
erregung, liegt außerhalb des Kreises unserer Betrachtung, da er, wäh¬ 
rend des ganzen Lebens ausschließlich im Dienste der Ernährungsfunc¬ 
tionen verwendet, zu der Entwicklung der Willenshandlungen in keiner 
directen Beziehung steht. Aber es ist wahrscheinlich, dass das Gebiet 
1) Vgl. hierzu meine kritischen Bemerkungen in der Vierteljahrsschrift f. wiss. 
Philosophie, II, S. 354 ff. 
2J Vgl. Cap. XVI, S. 319 ff. 
3) Vgl. I, S. 190.
	        
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