Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

Einfluss des Willens auf die Körperbewegungen. 
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Material verwendenden Gedankenthatigkeit. Unser Denken erscheint uns aber 
nicht etwa deshalb frei, weil es keinen Gesetzen folgt, sondern weil es von 
solchen Gesetzen bestimmt wird, die in uns selber liegen. Gleichwohl sind 
gerade diese Gesetze die bindendsten, die es für uns gibt, und aus denen sogar 
erst jene Idee der Causalität, nach welcher wir den äußeren Naturlauf als völlig 
determinirt ansehen, hervorging1). 
Eimmdzwanzigstes Oapitel. 
Einfluss des Willens auf die Körperbewegungen. 
Der innere Zustand eines lebenden Wesens gibt sich dem außerhalb 
stehenden Beobachter einzig und allein in den Bewegungen zu erkennen. 
Nur die Selbstbeobachtung vermag neben dieser äußeren Folgeerscheinung 
gleichzeitig ihre inneren Ursachen aufzufassen. Doch gilt auch dies nur 
für einen Theil der eigenen Bewegungen. Viele derselben geschehen ohne 
Bewusstsein. Die meisten sind uns wenigstens in Bezug auf ihren Ver¬ 
lauf unbekannt; wir sind uns nur im allgemeinen des Zieles bewusst, 
welchem die Bewegung zustrebt. Alle aus der centralen Innervation der 
äußeren Körpermuskeln hervorgehenden Bewegungen lassen daher in zwei 
Classen sich trennen: 1) in solche, bei deren Entstehung ausschließlich 
physische Bedingungen nachweisbar sind, wir bezeichnen sie theils als 
automatische theils als refiectorische Bewegungen, und 2) in 
solche, bei denen neben den physischen Bedingungen zugleich bestimmte 
Bewusstseinszustände als psychische Ursachen der äußeren Bewegung von 
uns wahrgenommen werden oder bei der objectiven Beobachtung nach 
den begleitenden Umständen vorauszusetzen sind; diese psycho-physisch 
verursachten Bewegungen zerfallen wieder in die Triebbewegungen 
und die willkürlichen Bewegungen. Schon in der subjectiven 
Wahrnehmung ist die Scheidung zwischen den mit und ohne Betheiligung 
des Bewusstseins vollführten Bewegungen wegen der so verschiedenen 
Intensität der Empfindungen nicht immer mit Sicherheit auszuführen; noch 
schwieriger wTird die Trennung auf Grund objectiver Beobachtungen, wo 
nicht bloß der Charakter der Bewegungen selbst sondern auch das ganze Ver- 
]) Vgl. die eingehendere Behandlung dieser ganzen Frage in meiner Ethik, S. 397 ff.
	        
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