Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

Apperceptive Verbindungen. 
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An die verbindende schließt unmittelbar die zerlegende Wirksamkeit 
der Apperception sich an. Sie besteht darin, dass die aus dem Asso- 
ciationsvorrath durch active Apperception gebildeten Vorstellungen wieder 
in Theile gegliedert werden, wobei übrigens diese Theile keineswegs mit 
jenen identisch zu sein brauchen, aus welchen sich ursprünglich die Vor¬ 
stellungen zusammensetzten. Zuweilen sind die der Zerlegung unter¬ 
worfenen Vorstellungen Begriffe: es wird dann schon vor geschehender 
Zerlegung die Gesammtvorstellung deutlich appercipirt, und wir sind uns 
demgemäß in solchen Fällen des Uebergangs von der Vorstellung auf ihre 
Theile deutlich bewusst; die Logik bezeichnet darum auch die so ent¬ 
stehenden Denkacte als analytische Urtheile. Meistens besteht jedoch 
die Zerlegung nicht in einer Begriffsgliederung, sondern es steht die ur¬ 
sprüngliche Gesammtvorstellung zuerst nur als ein undeutlicher Complex 
einzelner Vorstellungen, deren Zusammengehörigkeit aber sofort apperci¬ 
pirt wird, vor unserm Bewusstsein; die einzelnen Theile dieses Complexes 
und die Art ihrer Verbindung treten nun erst bestimmter während der 
zerlegenden Thätigkeit der Apperception hervor. Es kann so der Schein 
entstehen, als wenn das Denken erst die Theile zusammensuchte, die es 
in der successiven Gliederung der Gesammtvorstellung an einander fügt; 
aus diesem Grunde hat die Logik derartige Denkacte als synthetische 
Urtheile bezeichnet. Nichtsdestoweniger ergibt es sich auch hier schon 
aus der unten zu erörternden Structur der apperceptiven Verbindungen, 
dass das Ganze, wenngleich in undeutlicher Form, früher appercipirt 
werden musste als seine Theile. Nur so erklärt sich überdies die 
bekannte Thatsache, dass wir ein verwickeltes Satzgefüge leicht ohne 
Störung zu Ende führen können. Dies wäre unmöglich, wenn nicht bei 
Beginn desselben schon das Ganze vorgestellt würde. Der Vollzug der 
Urtheilsfunction besteht im Grunde genommen nur darin, dass wir die 
dunkeln Umrisse des Gesammtbildes successiv deutlicher machen, so dass 
dann am Ende des zusammengesetzten Denkactes auch das Ganze klarer 
vor unserm Bewusstein steht. Es kommt hier jene früher (S. 237) be¬ 
rührte Eigenschaft der Apperception zur Geltung, dass sie bald ein größeres 
Gebiet umfassen, bald sich enger concentriren kann, und dass hiernach 
auch die Klarheit der appercipirten Vorstellungen wechselt. 
Jene Eigenschaft der Apperception endlich, wonach sie in einem ge¬ 
gebenen Zeitmoment nur eine einzige Handlung zu vollführen pflegt, findet 
ihren Ausdruck in dem Gesetz der Zweitheilung, nach welchem 
stets die apperceptive Gliederung der Vorstellungen geschieht. In den 
Kategorien der grammatischen Syntax, Subject und Prädicat, Nomen und 
Attribut, Verbum und Object u. s. w., hat dieses Gesetz deutlich sich 
ausgeprägt, und scheinbare Ausnahmen von demselben kommen nur in-
	        
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