Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Apperception und Verlauf der Vorstellungen. 
uhr ein Signal mit einem Hämmerchen gegeben und geprüft, wie groß der 
Unterschied zweier vor und nach einem mittleren Hammerschlag gelegenen Inter¬ 
valle gemacht werden konnte, um eben merklich zu werden. Für kleinere 
Zeiträume ließ Mach zwei Schalleindrücke, deren Dauer variirt wurde, unmit¬ 
telbar auf einander folgen1). Die nach diesen verschiedenen Methoden gewon¬ 
nenen Resultate stehen sehr wenig mit einander in Uebereinstimmung. So fand 
Vierordt nach seiner ersten Methode den Punkt der Indifferenz bei unmittel¬ 
barer Reproduction für den Gehörsinn bei einem Intervall von 3—3,5 mit 
individuellen Schwankungen bis herab zu 1,55, für den Tastsinn bei 2,2 bis 
2,5s. Auf viel kleinere Werthe lassen die nach der zweiten Methode von 
Vierordt und Hoering ausgeführten Versuche schließen2 *). Ebenso nimmt Mach 
schon bei etwa 0,37s den Punkt der Gleichschätzung an. Dabei ist jedoch zu 
bemerken, dass Mach’s Versuche nach seiner zweiten Methode nicht direct mit 
den unsern und mit denjenigen Vierordt’s verglichen werden können, weil er 
nicht die Dauer zweier Intervalle sondern zweier unmittelbar auf einander fol¬ 
gender Schalleindrücke mit einander verglich. 
Zu den Versuchen Köllert’s dienten zwei zuvor genau graduirte Metro¬ 
nome. Vor jedem Versuch wurden dieselben gleich eingestellt und ihr gleicher 
Gang daran geprüft, ob ihre Schläge etwa 205 lang coincidirten. Am oberen 
Ende der Pendelstange eines jeden Metronoms war ein sehr kleiner Anker an¬ 
gebracht, welcher von einem Elektromagneten, so lange dessen Strom geschlossen 
blieb, in der Stellung äußerster Excursion festgehalten wurde. (Vgl. Fig. 194 
S. 251.) Der aufzeichnende beobacht er ließ durch nach einander erfolgendes 
Oeffnen und Schließen des einen Elektromagnetenstroms zuerst das erste oder 
Normalmetronom, dessen Schwingungsdauer während der ganzen Versuchsreihe 
constant —t blieb, einen Hin- und Hergang machen, wobei zwei Penclel- 
schläge erfolgten; in dem Moment wo dasselbe wieder an seinem Elektro¬ 
magneten anlangte, wurde der zweite Strom ebenso geöffnet und wieder 
geschlossen, so dass sogleich nach einer Zwischenzeit & — t der erste Schlag 
des zweiten oder Vergleichsmetronoms einfiel. Von der Gleichheitsstellung aus¬ 
gehend wurde dann die Schwingungsdauer des Vergleichsmetronoms zuerst bis 
zum eben übermerklichen verlängert und dann sogleich wieder bis zur eben 
eintretenden scheinbaren Gleichheit verkürzt: ebenso wurde nach der andern 
Seite die Schwingung bis zum eben übermerklichen verkürzt und dann bis zu 
scheinbarer Gleichheit wieder verlängert. Auf diese Weise wurde eine größere 
Reihe von Versuchen ausgeführt, um für die zusammengehörigen Werthe von 
t und T, sowie für den Gang der Schätzungsdifferenz z/ geeignete Mittelwertlie 
zu gewinnen. 
In den neueren Versuchen von Estel, Mehner und Glass wurde statt der 
Metronomvorrichtung ein von mir eigens zu diesen Zwecken construirter Zeit- 
sinnapparat angewandt. Die Fig. 2 08 zeigt denselben mit den zugehörigen 
Hülfsvorrichtungen in schematischem Grundriss. Er besteht aus einem metal¬ 
lischen Drehrad ZU, welches durch ein Uhrwerk in gleichförmige Rotation ver¬ 
setzt wird. Durch Windflügel sowie durch die Schwere des angehängten 
Gewichts kann die Geschwindigkeit der Drehung innerhalb ziemlich weiter 
1) Mach, Wiener Sitzungsber., LI, 1865. 
2) Hoering, Versuche über das Unterscheidungsvermögen des Hörsinns für Zeit¬ 
größen. Dissert. Tübingen 1864. Vierordt, Der Zeitsinn, S. 62 ff.
	        
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