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Apperception und Verlauf der Vorstellungen.
bedenken, dass es sehr leicht ist, den rechten Fuß der rechten und den
linken Fuß der linken Hand zuzuordnen, dass dagegen die willkürliche
Zuordnung einzelner Farben zu bestimmten Bewegungen schwerer gelingt,
so ist das Resultat unmittelbar erklärlich: jene kleinere Zeit entspricht
wahrscheinlich annähernd einer automatischen Coordination, diese größere
einer wirklichen Erkennungs- und Wahlzeit. Ebenso erklären sich die
Unterschiede zwischen 3 und 4 daraus, dass bei 2 Klängen leichter als
bei 5 Klängen eine automatische Coordination herbeigeführt werden kann.
In noch höherem Grade tragen die meisten der von J. v. Kries und
F. Auerbach erhaltenen Yersuchsergebnisse die Merkmale automatischer
Coordination an sich1). Diese Beobachter bedienten sich der Wahl zwi¬
schen Bewegung und Ruhe : sie ließen je zwei Eindrücke unregelmäßig
mit einander wechseln und reagirten nur auf einen derselben mit der
rechten Hand. So erhielten sie folgende Zeitdifferenzen zwischen zusam-
mengesetzter und einfacher Reaction.
Bei Localisation von Tastempfindungen . . .
Zeitdifferenzen
A. K.
. 21 36a
-
Unterscheidung starker Tastreize ....
. 22
61
-
schwacher Tastreize . . .
. 53
105
-
eines hohen Tones . . .
. 19
49
-
tiefen Tones. . .
. 34
54
-
von Ton und Geräusch.
. 23
46
-
Localisation des Schalls.......
. 15
32
-
Farbenunterscheidung (roth und blau) .
. 12
34
. -
Unterscheidung der Richtung des Lichtes .
11
17
-
- Entfernung der Objecte
. 22
30
Auch hier zeichnen sich wieder die räumlichen Localisationen durch auf¬
fallend. kleine Zeiten aus. Nun ist es gewiss nicht wahrscheinlich, dass es
schwerer ist einen hohen und einen tiefen Ton, ein rothes und ein blaues
Licht als den Ort eines Schall- oder Lichteindrucks zu unterscheiden. Im
letzteren Fall ist es aber sehr viel leichter, den Eindruck und die Bewegung
automatisch zu coordiniren. Die kleinsten der in der obigen Tabelle ent¬
haltenen Zahlen dürften daher den Zeitdifferenzen vollständiger automa¬
tischer Coordinationen entsprechen, während bei den größeren die Aus¬
bildung derselben noch in der Entwicklung begriffen ist. Hierfür sprechen
auch die auffallenden Verkürzungen der Zeiten, die in Folge der Uebung
eintreten.
Offenbar ist der Uebergang von Verbindungen zwischen Sinnesein¬
drücken und äußeren Bewegungen, welche ursprünglich durch psychische
Unterscheidungs- und Willensacte vermittelt werden, in automatische
1) Archiv f. Physiologie, 1 877, S. 297 ff.