Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

31.6 
Apperception und Verlauf der Vorstellungen. 
der Ergänzung von Sturm zu Sturmwind; 2) äußere Yorstellungsasso- 
niationen, bei denen die dem Wort entsprechende Vorstellung eine andere 
reproducirt, mit der sie in äußerer Verbindung zu stehen pflegt, wie z. B. 
Haus und Fenster; 3) innere Yorstellungsassociationen, bei denen die 
durch das Wort erweckte Vorstellung eine andere reproducirt, die zu ihr 
in irgend einem begrifflichen Verhaltniss, der Unter-, Ueber-, Neben¬ 
ordnung, Abhängigkeit u. dergl., steht, wie z. B. Hund und Fleischfresser. 
Diese drei Classen der Association zeigten nach ihrer Zeitdauer und Zahl (n) 
bei den Tier betheiligten Beobachtern folgende Verhältnisse: 
Beobachter 
W ortassociationen 
n 
Aeußere Vorstel¬ 
lungsassociationen 
n 
Innere Asso¬ 
ciationen 
n 
R. B. 
737 
52 
81 0 
29 
730 
46 
M. T. 
762 
50 
701 
42 
691 
33 
S. H. 
977 
\ 0 
710 
9 
861 
39 
w. w. 
623 
12 
864 
8 
687 
23 
Hier ist zunächst leicht verständlich, dass bei dem in der deutschen 
Sprache minder geübten Beobachter (S. H.) die Wortassociationen die 
längste Dauer beanspruchen. Auch die andern individuellen Abwei¬ 
chungen sind wohl auf ähnliche Verhältnisse zurückzuführen. So wird 
z. B. bei mir selbst durch die Gewöhnung an die sprachliche Darstellung 
der Gedanken eine größere Geschwindigkeit der Wortassociationen und 
der inneren Associationen begünstigt. Kraepelin constatirte außerdem 
allgemein ein großes Uebergewicht der gegenständlichen Vorstellungen : 
Substantiva bildeten bei ihm 90^ aller associirten Wörter. Ebenso kam 
der Uebergang von abstracten zu concreten Wörtern I Omal häufiger vor 
«als die entgegengesetzte Vorstellungsbewegung. 
Die sämmtlichen hier unter dem Namen der Associafionszeit er¬ 
mittelten Werthe schließen nun aber, wie aus den vorangestellten Be¬ 
merkungen erhellt, noch zwei wesentlich verschiedene Vorgänge ein, 
die Zeit der Hebung der Vorstellung, welche wir als die eigentliche Re- 
productionsz eit bezeichnen wollen, und die Erkennungszeit für die 
reproducirte Vorstellung. Geht man in Bezug auf die letztere von der 
naheliegenden Voraussetzung aus, dass sie mit der Erkennungszeit einer 
äußeren Wortvorstellung (des zugerufenen Wortes) übereinstimmt, und 
setzt man die letztere nach der obigen Tabelle sowie nach den früheren 
Versuchen (S. 305 f.) zu 100—130^ an, so würde als mittlere eigent¬ 
liche Beproductionszeit ein Werth von 600—620er, als häufigste 
ein solcher von etwa 300—450er Zurückbleiben. Jedenfalls entfällt also 
der weitaus größere Theil der Associationsdauer auf die Hebung, der 
kleinere auf die Apperception der reproducirlen Vorstellung.
	        
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