Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Apperception und Verlauf der Vorstellungen. 
ausgeprägt ist, wird ein solcher mehrdeutig bestimmter Associationsvor¬ 
gang von einer sehr wechselnden Dauer sein. 
Beginnen wir mit dem Vorgang der freien A s sociation, so müssen 
bei diesem vor allem die äußeren Sinneseindrücke selbstverständlich so 
gewählt werden, dass sie leicht auf die Reproduction erregend einwirken 
können. Zugerufene Worte oder die gesehenen Schriftbilder derselben 
entsprechen dieser Forderung am besten; es werden zudem am zweck¬ 
mäßigsten einsilbige Worte gewählt, weil es für die Genauigkeit der 
Zeitbestimmungen wesentlich ist, dass der Eindruck möglichst kurz dauert. 
Die Versuche werden dann so angeordnet, dass jede Versuchsreihe drei 
Gruppen von Beobachtungen umfasst: 1) solche der einfachen Reac¬ 
tion II, âVfsolche der Wortreaction Rin d. h. der Zeit von dem Ein- 
tritt eines akustischen oder optischen Worteindrucks bis zu der nach der 
Apperception des Wortes erfolgenden Bewegung, und 3) solche der Asso- 
ciationsreaction RuclJ d. h. der Zeit von dem Worteindruck bis zum 
Eintritt einer reagirenden Bewegung, welche in dem Momente ausgeführt 
wird, wo die durch Association reproducirte Vorstellung im Blickpunkt des 
Bewusstseins erscheint. Die Differenz Ru — R= U ergibt dann wieder 
die Zeit der Wortunterscheidung, die Differenz Rua — Ru = A aber ent¬ 
spricht der Associationszeit. Die folgende Tabelle enthält zunächst 
die Gesammtmittel der Beobachtungen, welche M. Tiuutscholdt gemeinsam 
mit R. Besser, G. Stanley Hall und mir ausführte, und in denen die Asso¬ 
ciationen durch zugerufene Worte angeregt wurden1). 
Beobachter 
R 
mV 
n 
Ru 
m V 
n 
Rua 
m V 
n 
U 
 
R. B. 
108 
12 
104 
283 
36 
236 
1,037 
99 
127 
177 
752 
m. r. 
116 
10 
88 
173 
23 
336 
0,896 
168 
125 
57 
723 
S. H. 
143 
1 7 
32 
280 
29 
120 
1,154 
175 
58 
137 
874 
w. w. 
196 
9 
40 
303 
26 
80 
1,009 
128 
40 
107 
706 
Diese Resultate zeigen, dass die mittlere Associationszeit unter den 
hier gegebenen Bedingungen erheblich länger ist als die Unterscheidungs¬ 
zeit für Worte und ähnliche relativ einfachere Vorstellungen, indem sie 
in ihrer Größe der Apperceptionsdauer einer sehr zusammengesetzten Vor¬ 
stellung, z. B. einer 5- bis Osteiligen Zahl ungefähr nahe kommt (vergl. 
S. 308). Ferner ist ersichtlich, dass unter den drei in Vergleich gezogenen 
Vorgängen die Associationszeit, darin ähnlich der Wahlzeit, die geringsten 
individuellen Unterschiede zeigt, indem ein Mittelwerth von 0,725 wohl 
als diejenige Größe betrachtet werden kann, von welcher die durchschnitt- 
1) M. Trautscholdt, Philos. Stud., I, S. 213 ff.
	        
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