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Apperception und Verlauf der Vorstellungen.
Farben : Wörter :
Beobachter:
B.
C.
B.
C.
Rmvl
295
340
319
401
Rmv2
314
438
348
437
Differenz
+ 19
4- 98
29
4- 36
Dies gibt nach Abzug der einfachen Reactions- und der muthmaßlichen
Unterscheidungszeit ähnliche Werthe wie die obigen.
Nimmt die Zahl der Bewegungen zu, zwischen denen gewählt
werden soll, so wächst auch die Zeit der Wahlreaction, wobei sie, wie
die Versuche von Julius Merkel zu lehren scheinen, bei einzelnen Be¬
obachtern von Anfang an mit stetig abnehmender Geschwindigkeit, bei
andern zuerst mit zu- und dann mit abnehmender Geschwindigkeit
wächst1). Als Eindrücke dienten bei diesen Versuchen die Ziffern 1—5
und I—V, als zugeordnete Bewegungen die der 10 Finger beider Hände.
Die Dauer der Wahlreactionen betrug, übereinstimmend mit den andern
Beobachtungen, bei zweifacher Wahl £50—300 e7, bei \ 0 Eindrücken stieg
sie auf durchschnittlich 650er. Dies entspricht einer Wahlzeit von 60 — 80°
im ersten, von 400 Œ im zweiten Fall2).
Etwas andere Bedingungen als in diesen Versuchen, in denen eine be¬
stimmte Bewegung einem bestimmten Eindruck willkürlich zugeordnet war,
treten dann ein, wenn man gewisse natürliche Zuordnungen benutzt, wie
uns solche namentlich in den Schriftbildern der Buchstaben und Wörter
und in den entsprechenden Sprachbewegungen oder auch, in einer minder
festen Form, in der Beziehung von irgend welchen Gesichtsbildern, z. B.
von Farben, von Gegenständen, zu unsern Benennungen derselben gegeben
sind. Solche Versuche setzen demnach voraus, dass die Articulation des
Mundes selbst als Reactionsbewegung verwendet wird. Schon Bonders hat
derartige Beobachtungen initgetheilt; in größerer Zahl sind sie dann von
Cattell ausgeführt worden3). Er fand folgende Mittelwerthe:
Beobachter :
B.
C.
Ruw
für Farben
494
601
-
- Bilder
477
545
-
- Buchstaben
395
424
—
- kurze Wörter
372
405
1) Jul. Merkel, Philos. Stud., II, S. 73 ff. Vgl. besonders die graphischen Darstel¬
lungen der Versuche auf Taf. II.
2) Die von Merkel selbst berechneten Wahlzeiten sind unsicher, da bei ihnen
eine Unterscheidungszeit in Rechnung gebracht ist, welche offenbar Versuchen mit
verkürzter Reaction entnommen wurde. Auch beweist die abnorm geringe mittlere
Variation, dass Merkel von dem früher häufig angewandten Princip des Streichens
solcher Versuche, die von den Mittelwerthen allzu weit abweichen, einen zu weit
gehenden Gebrauch gemacht hat.
3) Donders, Archiv f. Anatomie und Physiologie, J 868, S. 657 ff. Cattell, Philos.
Stud., Ill, S. 472 ff.