Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

Zusammengesetzte Reactionsvorgänge. 
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als die unerlässlichen Bestandtheile des ersteren zu betrachten sein, und 
in der That sind sie bei aufmerksamer Selbstbeobachtung deutlich in 
demselben nachzuweisen. Natürlich ist auch der Wahlact dann am sicher¬ 
sten in seinem Verlauf zu verfolgen, wenn er an einen vollständigen 
Reactionsvorgang und die demselben interpolirten Erkennungsacte sich 
anschließt; aber da, wie früher bemerkt, bei dem Uebergang zu Wahl¬ 
versuchen in der Regel, und namentlich unter gewissen hierzu günstigen 
Bedingungen, auch die Reactionen die sensorielle Form annehmen, so 
können hier immerhin auch solche Versuche, denen entsprechende Be¬ 
stimmungen der Reactions- und Erkennungszeiten nicht zur Seite stehen, 
zur Vergleichung herbeigezogen werden. Können sie auch selbstverständ¬ 
lich niemals zur Ermittelung der absoluten Dauer der Wahlacte dienen, 
so lassen sie doch Schlüsse über die Veränderungen dieser Dauer unter 
verschiedenen Bedingungen zu. 
Die einfachsten Formen der Wahlreaction entstehen, wenn nur zwi¬ 
schen zwei Eindrücken gewechselt und entweder nur auf einen zuvor 
fesgestellten durch eine einzige Bewegung oder auf jeden durch eine 
andere Bewegung reagirt wird. Im ersten Fall entsteht eine Wahlreac¬ 
tion zwischen Bewegung und Ruhe [Ruw\)) im zweiten eine solche zwi¬ 
schen zwei Bewegungen (Ruw2). Zwischen beiden Formen findet sich, 
so lange die vollständige Reactionsmethode eingehalten wird, durchschnitt¬ 
lich kein Unterschied. So fanden sich in Tischers Versuchen bei der 
Reaction auf zwei Schalleindrücke von verschiedener Stärke, wenn bei 
Ruwi nur mit der rechten, bei Ruw2 mit der rechten und linken Hand 
reagirt wurde, bei einer Reihe von Beobachtern folgende Mittelwerthe ^ : 
Beobachter 
Wt- 
B. 
C. Wf. 
RI. 
D. Wf. 
Ml, 
H. 
Tt. 
Tr. 
Rmvl 
303 
351,5 
321 
317 
294 
301 
295 
298 
314 
Ruw 2 
357 
315,6 
293 
316,5 
303 
319 
320 
304,5 
316.5 
Differenz 
+ 54 
—35,9 
—28 
— 0,5 
+ 9 
+ 18 
+ 25 
Hr 6>5 
+ 2,5 
Hieraus würde sich, wenn man die Unterscheidungsreactionen derjenigen 
Beobachter in Abzug bringt, welche unverkürzt reagirten, in beiden Fällen 
eine eigentliche Wahlzeit von 60—80er ergeben. Zu einem ähnlichen 
Ergebnisse gelangten Cattell und Berger, als sie zwçi Farben oder zwei 
kürzere Wortbilder zur Unterscheidung benutzten; zugleich w7ar aber bei 
diesen durch sehr zahlreiche Versuche geübten Beobachtern die Zeit Ruw\ 
regelmäßig etw^as kürzer. 
1) E. Tischer a. a. O. S. 533 ff.
	        
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