Zusammengesetzte Reactionsvorgänge.
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als die unerlässlichen Bestandtheile des ersteren zu betrachten sein, und
in der That sind sie bei aufmerksamer Selbstbeobachtung deutlich in
demselben nachzuweisen. Natürlich ist auch der Wahlact dann am sicher¬
sten in seinem Verlauf zu verfolgen, wenn er an einen vollständigen
Reactionsvorgang und die demselben interpolirten Erkennungsacte sich
anschließt; aber da, wie früher bemerkt, bei dem Uebergang zu Wahl¬
versuchen in der Regel, und namentlich unter gewissen hierzu günstigen
Bedingungen, auch die Reactionen die sensorielle Form annehmen, so
können hier immerhin auch solche Versuche, denen entsprechende Be¬
stimmungen der Reactions- und Erkennungszeiten nicht zur Seite stehen,
zur Vergleichung herbeigezogen werden. Können sie auch selbstverständ¬
lich niemals zur Ermittelung der absoluten Dauer der Wahlacte dienen,
so lassen sie doch Schlüsse über die Veränderungen dieser Dauer unter
verschiedenen Bedingungen zu.
Die einfachsten Formen der Wahlreaction entstehen, wenn nur zwi¬
schen zwei Eindrücken gewechselt und entweder nur auf einen zuvor
fesgestellten durch eine einzige Bewegung oder auf jeden durch eine
andere Bewegung reagirt wird. Im ersten Fall entsteht eine Wahlreac¬
tion zwischen Bewegung und Ruhe [Ruw\)) im zweiten eine solche zwi¬
schen zwei Bewegungen (Ruw2). Zwischen beiden Formen findet sich,
so lange die vollständige Reactionsmethode eingehalten wird, durchschnitt¬
lich kein Unterschied. So fanden sich in Tischers Versuchen bei der
Reaction auf zwei Schalleindrücke von verschiedener Stärke, wenn bei
Ruwi nur mit der rechten, bei Ruw2 mit der rechten und linken Hand
reagirt wurde, bei einer Reihe von Beobachtern folgende Mittelwerthe ^ :
Beobachter
Wt-
B.
C. Wf.
RI.
D. Wf.
Ml,
H.
Tt.
Tr.
Rmvl
303
351,5
321
317
294
301
295
298
314
Ruw 2
357
315,6
293
316,5
303
319
320
304,5
316.5
Differenz
+ 54
—35,9
—28
— 0,5
+ 9
+ 18
+ 25
Hr 6>5
+ 2,5
Hieraus würde sich, wenn man die Unterscheidungsreactionen derjenigen
Beobachter in Abzug bringt, welche unverkürzt reagirten, in beiden Fällen
eine eigentliche Wahlzeit von 60—80er ergeben. Zu einem ähnlichen
Ergebnisse gelangten Cattell und Berger, als sie zwçi Farben oder zwei
kürzere Wortbilder zur Unterscheidung benutzten; zugleich w7ar aber bei
diesen durch sehr zahlreiche Versuche geübten Beobachtern die Zeit Ruw\
regelmäßig etw^as kürzer.
1) E. Tischer a. a. O. S. 533 ff.