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Apperception und Verlauf der Vorstellungen.
änderungen erfahren: erstens durch Veränderung der Eindrücke, auf die
reagirt wird, und zweitens durch verändernde Bedingungen, denen das
reagirende Bewusstsein unterworfen wird. Wir bezeichnen diese beiden
Arten verändernder Einwirkung kurz als innere und äußere Einflüsse,
wobei übrigens selbstverständlich nicht ausgeschlossen ist, dass man sich
ebenfalls äußerer Einwirkungen bedient, um die inneren Veränderungen
hervorzubringen.
*
Da wir es hier nur mit der Beaction auf einfache Sinneseindrücke
zu thun haben, so bleiben Veränderungen der Qualität und der Inten¬
sität der Beize als die einzig möglichen äußeren Einflüsse von ver¬
ändernder Wirkung übrig. Unter diesen Einflüssen ist nun derjenige der
Qualität in seiner allgemeinsten Bichtung, insoweit nämlich als die
Qualitäten der verschiedenen Sinne in Frage kommen, schon erwähnt wor¬
den. Es hat sich hierbei gezeigt, dass die für die einzelnen Sinne ge¬
fundenen Werthe zu einem großen Theil jedenfalls nicht in psycho-phy-
sischen, sondern in rein physiologischen Bedingungen ihren Grund haben.
Ebenso müssen auf die letzteren ohne Zweifel die zum Theil sehr erheb¬
lichen Unterschiede zurückgeführt werden, die man zwischen verschie¬
denen Geruchs- und Geschmacksstoffen auffand. Dagegen sind bei den
drei Sinnen, bei denen allein die Beactionszeit die zureichende Begel-
mäßigkeit darbietet, um eine sichere Untersuchung solcher Einflüsse zu¬
zulassen, keinerlei constante Unterschiede bei qualitativ verschiedenen
Beizeinwirkungen beobachtet worden1). Jedenfalls sind also diese Unter¬
schiede so klein, dass sie gegenüber den sonstigen Einflüssen nicht in
Betracht kommen.
Anders verhält es sich mit dem Einfluss der Intensität der Ein¬
drücke. Mit wachsender Intensität verkürzen sich nämlich, wie mehrere
Beobachter übereinstimmend fanden, die Beactionszeiten. Demnach zeigen
dieselben bei der Beizschwelle ein Maximum, während hier zugleich die
Abweichungen der Einzelbeobachtungen erheblich vergrößert werden. So
fand ich für Schall-, Licht- und Tasteindruck folgende Werthe aus je 24
Einzelversuchen :
Reizschwelle:
Mittel
Mittlere Variation
Schall......
. 837
50
Licht .......
. 331
57
Tastempfindung . .
. 327
32 .
Diese Zahlen zeigen zugleich, dass die Unterschiede der verschiedenen
Sinne in der Nähe der Beizschwelle verschwinden2 . Bei den schwäch-
1) Vgl. in Bezug auf Farben G. 0. Berger, Phil. Stud., Ill, S. 81.
2) Bei dem Lichteindruck war hier die früher bemerkte Verzögerung durch Ver-