Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Apperception und Verlauf der Vorstellungen. 
impulses zu erkennen gibt, gleichzeitig eine centrale motorische Reizung. 
Auch die Willenszeit ist daher ein psycho-physischer Zeitraum. 
Natürlich würde es zunächst von Interesse sein, die drei genannten 
psycho-physischen Zeiträume, Perceptions-, Apperceptions- und Willenszeit, 
von den rein physiologischen Vorgängen der peripherischen und centralen 
Nervenleitung zu isoliren, um sie sodann soweit als möglich auch noch 
von einander zu trennen. Es lassen sich zwei Wege denken, auf denen 
dies versucht werden könnte: man könnte 1) einzelne der angegebenen 
Zeiträume für sich bestimmen und sie dann von der ganzen Reactions- 
dauer in Abzug bringen, oder 2) verändernde Bedingungen einführen, 
welche nur auf gewisse Theile des ganzen Vorgangs, z. B. bloß auf die 
Apperception, von Einfluss sind, um daraus auf die zeitlichen Verhältnisse 
dieses Theilphänomens zu schließen. Beide Wege führen aber nicht zum 
Ziele. Der erste könnte nur eingeschlagen werden, um die rein physio¬ 
logischen Zeiträume der peripherischen und centralen Nervenleitung zu 
eliminiren. Doch begegnet man schon hier der Schwierigkeit, dass wir 
zwar die Geschwindigkeit der motorischen Leitung und der Reilexüber¬ 
tragung genau zu bestimmen vermögen, dass dagegen bei den Versuchen 
die Fortpflanzung der Erregungen in den sensibeln Leitungsbahnen zu 
ermitteln immer wieder psvcho-physische Zeiträume in Betracht kommen, 
deren Elimination nicht mit Sicherheit gelingt. Zudem ist es gerade die 
Sonderung der drei psycho-physischen Vorgänge von einander, die das 
weitaus überwiegende Interesse beansprucht. Wichtiger sind darum die 
auf dem zweiten Wege, durch Variation der psycho-physischen Theile des 
Reactionsvorganges, erhaltenen Resultate; doch handelt es sich bei den¬ 
selben in der Regel nicht mehr um einfache Apperceptionen, sondern um 
zusammengesetztere Vorgänge. So besteht denn überhaupt der psycholo¬ 
gische Werth der Bestimmung der einfachen Reactionszeiten darin, dass 
sie sich bei der Untersuchung solcher Reactionen, die unter verwickelteren 
Bedingungen stattfinden, zur Elimination der rein physiologischen Vorgänge 
verwenden lassen. 
Aber auch zur Lösung dieser Aufgabe kann die Reactionszeit nur unter 
einer Bedingung dienen, deren Erfüllung große Schwierigkeiten darbietet, 
unter der Bedingung nämlich, dass die physiologischen und die elemen¬ 
taren psychologischen Processe, welche die einfache Reactionszeit zusam¬ 
mensetzen, auch wieder in unveränderter Größe in jene complicirteren 
Reactionszeiten eingehen, bei denen man irgend welche weiteren psy¬ 
chischen Acte den im einfachen Vorgang schon enthaltenen hinzufügt. 
Diese Bedingung ist nun vor allem deshalb schwer zu erfüllen, weil die 
einfache Reaction in Wirklichkeit weder ein einfacher noch ein unverän¬ 
derlicher noch endlich ein in allen Fällen vollkommen gleichartiger Process
	        
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