Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Das Bewusstsein. 
Ist auf diesem ersten Wege nur über den Umfang der Apperception, 
nicht über den Umfang des Bewusstseins Aufschluss zu gewinnen, so 
lässt sich dagegen die letztere Frage mittelst der Verwendung succès - 
siver Eindrücke wenigstens für gewisse Fälle zur Entscheidung bringen. 
Appercipirt man nämlich eine Reihe auf einander folgender Sinnesreize, 
so treten bei jeder neuen Apperception die vorangegangenen allmählich 
weiter in den dunkeln Umkreis des inneren Blickfeldes zurück und ver¬ 
schwinden endlich ganz aus demselben. Gelingt es nun zu bestimmen, 
welche unter der Reihe vorangegangener Vorstellungen soeben an der 
Grenze des Bewusstseins angelangt ist, wenn eine neue appercipirt wird, 
so ist damit auch für den Fall auf einander folgender einfacher Vorstel¬ 
lungen der Umfang des Bewusstseins ermittelt. Die so gestellte Aufgabe 
lässt sich lösen, indem man als Sinnesreize Pendelschläge wählt, von 
denen immer eine fest bestimmte Anzahl durch regelmäßig auf einander 
folgende andere Schalleindrücke, z. B. Glockenschläge, eingefasst wird. 
Ermittelt man nun, wie viele Pendelschläge auf diese Weise zu einer 
Gruppe zusammengefasst werden, während für unser Bewusstsein die 
Gleichheit der auf einander folgenden Gruppen noch deutlich bleibt, so 
ist damit zugleich ein Maß für den Umfang des Bewusstseins gewonnen. 
Die Ausführung der Versuche zeigt, dass der so gefundene Grenzwerth 
in hohem Grade abhängig ist von der Geschwindigkeit der Succession. 
Geht man von einer Geschwindigkeit aus, bei welcher die Apperception 
den Reizen sich eben noch adaptiren kann, und welche daher für die 
Auffassung einer möglichst großen Zahl die günstigsten Bedingungen bietet, 
so verringert sich diese Zahl von hier an sowohl bei der Zunahme wie 
bei der Abnahme der Geschwindigkeit: im ersten Fall weil eine zureichende 
Apperception nicht mehr möglich ist, im zweiten weil jeder appercipirten 
Vorstellung Zeit zu ihrer Verdunkelung gelassen ist, noch ehe eine neue 
in den inneren Blickpunkt eintritt; auch wird es bei sehr langsamer Be¬ 
wegung der Eindrücke schwer, andere Vorstellungen fern zu halten, die 
in den Pausen auftauchen. . Hieraus ist ersichtlich, dass die bei jener 
günstigsten Geschwindigkeit gefundene Zahl vorzugsweise Interesse besitzt. 
Sie wird für den speciellen Fall successiver Eindrücke den Maximal- 
umfang des Bewusstseins bezeichnen, und darum wird in ihr am 
ehesten eine constante Größe zu erwarten sein, während die bei abgeän¬ 
derten Geschwindigkeiten gewonnenen Werthe eigentlich nur die Störungen 
ermessen lassen, welche in der Beherrschung der Vorstellungsreihen in 
Folge veränderlicher Bedingungen der Apperception eintreten können. Man 
findet nun, dass jene günstigste Geschwindigkeit bei einem Intervall der 
Eindrücke von 0,2—0,3 Secunden liegt. Bei 0,11—0,18" ist nach oben, 
bei etwa 4" nach unten die Grenze erreicht, jenseits deren überhaupt
	        
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