Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

Aufmerksamkeit und Wille. 
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nern Wahrnehmung widerstreiten. Der verfügbare Stoff an Vorstellungen 
muss freilich unserm Bewusstsein stets durch die associativen Vorgänge 
geliefert werden, aber diese enthalten für die inneren schließlich ebenso 
wenig wie für die äußeren Willenshandlungen den entscheidenden Grund 
des Geschehens, sondern der letztere kann nur in der unserer directen 
Nachweisung sich entziehenden ganzen Vergangenheit und Anlage des Be¬ 
wusstseins gesucht werden. Die nicht aus den unmittelbar anwesenden 
Vorstellungen abzuleitenden Motive der Apperception kommen nun natur¬ 
gemäß vorzugsweise da zur Geltung, wo sich eine Mehrzahl durch die 
Association gehobener Vorstellungen zur Auffassung drängt, also bei der 
activen Apperception. So geschieht es, dass in der Aufeinanderfolge der 
Vorstellungen die associativen Verbindungen hauptsächlich dann be¬ 
obachtet werden, wenn die passive Apperception vorherrscht, während in 
solchen Fällen, wo die active Apperception die Vorstellungen successiv in 
den Blickpunkt des Bewusstseins hebt, die Succession der Vorstellungen 
andern Gesetzen gehorcht, welche wir demgemäß als diejenigen der ap- 
perceptiven Verbindungen bezeichnen wollen. 
Als ein von dem Verlauf der Vorstellungen verschiedener Vorgang 
kommt uns die Apperception durch die oben geschilderten Spannungs¬ 
empfindungen zum Bewusstsein, deren Intensität nach dem Grad der Auf¬ 
merksamkeit sich richtet und daher bei der activen Apperception größer 
ist als bei der passiven. Diese Empfindungen besitzen einen meist stark 
ausgeprägten Gefühlston, welcher sich mit denjenigen Gefühlen verbindet, 
die an die appercipirten Vorstellungen gebunden sind. Dabei zeigen sich 
die letzteren Gefühle zugleich abhängig von dem Verhältnis, in welchem 
die Vorstellungen zu unserer inneren Willensthätigkeit stehen. Mit Un¬ 
lust fühlen wir Eindrücke, denen die Spannkraft des Bewusstseins nicht 
gewachsen ist : daher die Scheu vor zu starken Empfindungen, vor un¬ 
vereinbaren Vorstellungen, und umgekehrt die Freude an solchen Sinnes¬ 
reizen, denen die Aufmerksamkeit in gleicher Höhe entgegenkommt, oder 
an Vorstellungen, welche, wie die Symmetrie der Formen, die Harmonie 
und Rhythmik der Töne, die Erwartung abwechselnd spannen und be¬ 
friedigen. In diesem Sinne ist die Bemerkung richtig, dass das Bewusst¬ 
sein und die Richtung der Aufmerksamkeit wesentlich von Gefühlen be¬ 
stimmt seien1). Nur darf man auch hier die Gefühle nicht als Zustände 
auffassen, welche jenen andern Vorgängen vorausgehen und daher von 
ihnen unabhängig existiren könnten. Vielmehr sind die jeden Vorgang 
des Bewusstseins begleitenden Gefühle untrennbare Bestandtheile des Vor- 
1) A. Horwicz, Psychologische Analysen auf physiologischer Grundlage, I, S. 232. 
B. Carneri, Gefühl, Bewusstsein, Wille. Wien 1 876, S. 69 ff.
	        
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