Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Das Bewusstsein. 
Willensact angesehen werden, der bei den äußeren Willenshandlungen 
stets vorausgesetzt wird. Bedingung für die Ausführung einer Willens¬ 
bewegung ist die Apperception der Vorstellung dieser Bewegung. Bei 
complicirteren und nicht zuvor eingeübten Bewegungen geht die innere 
der äußeren Willenshandlung meist auch der Zeit nach deutlich merkbar 
voraus. In Folge der Einübung kann aber diese Zwischenzeit völlig zum 
Verschwinden gebracht werden, so dass sich der Wille gleichzeitig der 
Vorstellung der Bewegung und dieser selbst zuwendet1). 
Wenn hiernach der Unterschied zwischen willkürlicher und unwill¬ 
kürlicher Aufmerksamkeit nicht darin besteht, dass bei der letzteren keine 
innere Willensthätigkeit vorhanden ist, so begründet dagegen der Umstand, 
ob der Wille durch die in das Bewusstsein eintretenden Vorstellungen 
eindeutig bestimmt wird oder nicht, einen beachtenswerthen Unterschied 
in der Erscheinungsweise der Apperceptionsprocesse ; und dieser letztere 
Unterschied ist es allein, der in der Gegenüberstellung unwillkürlicher 
und willkürlicher Aufmerksamkeit einen leicht misszuverstehenden Aus¬ 
druck gefunden hat. Im ersten jener Fälle wird die Richtung der Apper¬ 
ception unmittelbar durch die ihr gebotenen Vorstellungen selbst bestimmt: 
unter diesen ist in der Regel eine so sehr durch ihre Intensität oder 
durch den ihr zukommenden Gefühlston bevorzugt, dass die Apperception 
einer andern Vorstellung gar nicht in Frage kommen kann. Im zweiten Fall 
dagegen findet ein Wettstreit zwischen mehreren Vorstellungen statt, und 
wir empfinden nun die Apperception einzelner unter denselben als eine 
Handlung, welche in letzter Instanz nicht durch die Vorstellungen sondern 
durch die Thätigkeit der Apperception selbst bestimmt wird. So kommt 
es, dass wir uns hier überhaupt derselben erst deutlich als einer inneren 
Thätigkeit bewusst werden, während wir uns im entgegengesetzten Fall 
passiv durch die äußeren Eindrücke oder durch unsere Reproduction ge¬ 
lenkt glauben. Wir wollen darum beide Fälle als passive und active 
Apperception oder auch als passive und active Au fmerksamkeit 
unterscheiden. Doch dürfen diese Ausdrücke nicht dazu verleiten, etwa 
Vorgänge verschiedener Art anzunehmen. Rei beiden handelt es sich um 
eine innere Willensthätigkeit, und bei beiden wirken die Vorstellungen 
als innere Reize, durch welche diese Thätigkeit erweckt wird; auch ist 
es stets die Association, welche die Vorstellungen für die Apperception 
disponibel macht. Nur das Maß der inneren Thätigkeit ist ein verschie¬ 
denes, was aber wieder mit den verschiedenen Bedingungen der Asso¬ 
ciation zusammenhängt. Nichtsdestoweniger würde die Annahme, der 
Apperceptionsprocess selbst sei ein Resultat der Associationen, aller in- 
\) Vgl. hierzu die Lehre vom Willen, Abschn. Y, Cap. XX.
	        
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