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Tast- und Bewegungsvorstellungen.
einstimmung mit den Beobachtungen herbeiführt. G. E. Müller betrachtet die
Fälle, in denen nur ein Eindruck geschätzt wurde, als falsche Fälle. Er geht
dann von der Erwägung aus, dass in einem gegebenen Beobachtungsfall die
Raumschwelle immer um einen kleinen Fehler dz s um ihren mittleren Werth
S schwanken werde. Es wird daher der Eindruck einer Doppelberührung ent¬
stehen, wenn die gewählte Distanz D d> S dz s ist. In einer großen Zahl mit
T
constantem D ausgeführter Versuche wird daher — der relativen Häufigkeit der
Tb
Fälle, in denen D S dl s ist, entsprechen. Diese Fälle umfassen aber l) die¬
jenigen, in denen s negativ ist, und deren wahrscheinliche Summe die Hälfte
aller ausmacht, und diejenigen, in denen s positiv aber <Z D — S ist. Die
(D-S)h
\ /* —t-
Wahrscheinlichkeit der letzteren wird durch das GAuss’sche Integral —— Je dt,
V 71J
o
worin t — hs ist, gemessen. Daraus ergibt sich die Beziehung
r \
n 2
V 71
f
(S — D) h
T 1
Für den Fall — — — ist das Integral == D und also S = D, so dass dieser
Werth unmittelbar zur Bestimmung der Schwelle S sich eignet, welcher die
Ortsempfindlichkeit umgekehrt proportional gesetzt werden kann. Bestimmt man
dagegen die Abstände Dl und Z>2, die an zwei verschiedenen Hautstellen zur
T
Erzielung eines gleichen — erforderlich sind, so ergibt sich, da im allgemeinen
Tb
das Präcisionsmaß mit der Hautstelle variabel sein wird:
und hieraus
T
Dj_ __ (T + gi hi) h2
D'2 ( T -j- So h\
Hieraus ist ersichtlich, dass, wenn für zwei Dv und D2 an verschiedenen Haut-
T
stellen dasselbe — gefunden wird, dies nur dann gleiche Feinheit des Orts¬
sinnes bedeutet, wenn das Präcisionsmaß für beide dasselbe ist, was, wie Müller
aus den Versuchen verschiedener Beobachter schließt, nicht zutrifft, Dagegen
können die Verhältnisse der Präcisionsmaße h1 und h2 selbst, wie Müller an¬
nimmt, dazu dienen, um das Verhalten der zufälligen Variabilität der Ortsem¬
pfindlichkeit an verschiedenen Hautstellen vergleichend zu prüfen 1). Fechner
hat auf mehrere Versuchsreihen von Camerer sowohl seine eigene wie die
MüLLER’sche Formel angewendet, ohne jedoch zu befriedigenden Ergebnissen zu
gelangen2). Immerhin entsprechen die Werthe h und S der MüLLER’schen
Formel im allgemeinen den bekannten Thatsachen, wie die folgenden für eine
t) Tabellen für die Anwendung der FECHNEkschen sowie auch der MÜLLER’schen
Formel auf die Versuchsergebnisse vergl. bei Fechner a. a. 0. S. 206 f.
2) Camerer, Zeitschr. f. Biologie, XVII, S. \ ff., XIX, S. 280 ff. Fechner a. a. 0.
S. 266 ff.