Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Gesichtsvorstellungen. 
die weitaus häufigste angesehen werden muss, auf die La¬ 
gerung der correspondirenden Steilen von bestimmendem 
Einflüsse ist. Es wurde früher bemerkt, dass dasjenige Sehfeld, wel¬ 
ches wir uns beim Mangel aller äußeren Bestimmungsmomente construiren, 
eine Kugelfläche sei, welche um den Drehpunkt des Auges oder, bei bin- 
ocularem Sehen, um den Mittelpunkt der Verbindungslinie beider Dreh¬ 
punkte gelegt ist (S. 109). Dieser Kugelfläche entspricht aber das ge¬ 
wöhnliche Sehfeld, wie wir jene häufigste Form desselben nennen 
wollen, nur in seiner oberen Hälfte, in seiner unteren wird es durch die 
Bodenfläche bestimmt, als deren normale Form wir eine horizontale Ebene 
betrachten können. Wenigstens für unsere nächste Umgebung trifft letzteres 
in weitaus der Mehrzahl der Fälle zu. Am Horizont scheint uns das 
Himmelsgewölbe, welches wir als Hohlkugelform sehen, plötzlich ein Ende 
zu haben und in die ebene Bodenfläche überzugehen. Da wir den Blick 
um so mehr heben müssen, je fernere Punkte der letzteren wir fixiren, 
so erscheint sie uns zugleich nicht horizontal oder etwa gar im Sinne der 
Erdkrümmung gewölbt, sondern als 
eine von unsern Füßen bis zum Hori¬ 
zont stetig ansteigende Ebene, wie 
dies in Fig. 175 übertrieben gezeich¬ 
net ist, wo oc die Bichtung der hori¬ 
zontalen Visirebene, ab die wirk¬ 
liche horizontale Bodenebene und a c 
die scheinbare Neigung der letzteren 
bedeuten. Endlich erscheint uns das 
Himmelsgewölbe selbst nicht vollkommen kugelförmig gewölbt, sondern 
flacher, da wir wegen der vielen Fixationspunkte, die zwischen unserm 
Standpunkt und dem Horizont gelegen sind, den letzteren für ferner 
halten als den Zenith1;. Wenn wir also bei paralleler Augenstellung in 
unendliche Ferne sehen, so nähert sich nur der obere Theil unseres 
Sehfeldes einer mit sehr großem Radius beschriebenen Kugelfläche und kann 
demnach für die nächste Umgebung des Blickpunktes als eine Ebene 
angesehen werden, die auf der horizontalen Visirebene senkrecht steht. 
Der untere Theil dagegen ist eine geneigte Ebene, welche in der 
Nähe unseres Fußpunktes von der horizontalen Bodenebene nicht mehr 
merklich verschieden ist. Demnach bilden denn auch, wenn wir auf 
ebenem Boden stehend in unendliche Ferne blicken, nur die oberen 
Theile des Sehfeldes auf identischen Punkten beider Netzhäute sich 
\) Smith bemerkt, dass Sterne, die nur 23° vom Horizont entfernt sind, in der 
Mitte zwischen Horizont und Zenith zu liegen scheinen. (Smith, Lehrbegriff der Optik, 
übers, von Kaestner. Altenburg 1 755, S. 56.)
	        
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