Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 2. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (2)

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Tast- und Bewegungsvorstellungen. 
schauungen in der unmittelbaren Wirkung des Willens auf die Bewe¬ 
gungsorgane gegeben. Zu ihrer Ergänzung bedarf dieselbe jedoch einer 
Sinnesfläche, die peripherischen Reizen zugänglich ist, und als solche 
bietet sich zunächst das über die ganze Körperoberfläche ausgebreitete 
Tastorgan dar. 
Die Sinnesvorstellungen treten, wie die Empfindungen, in eine Be¬ 
ziehung zu dem Bewusstsein, dessen Bestandtheile sie bilden. Die Ge¬ 
fühle, die auf diese Weise entstehen, entspringen hauptsächlich aus den 
räumlichen und zeitlichen Verhältnissen der Vorstellungen. Indem das 
Bewusstsein bestimmte Verhältnisse ansprechend, andere unangemessen 
empfindet, treten in ihm gegensätzliche Zustände auf, die ihrer Natur nach 
dem Gebiet des Gefühls angehören, und die doch, da sie aus den Eigen¬ 
schaften der Vorstellungen entspringen, über das an die Empfindungen 
geknüpfte rein sinnliche Gefühl hinausgehen. So scheint es denn zweck¬ 
mäßig, diese Zustände als einfache ästhetische Gefühle oder 
ästhetische Elementargefühle zu bezeichnen. In der That bilden 
sie den elementarsten Bestandteil jener künstlerischen Effecte, die man 
der ästhetischen Wirkung zurechnet. Dies entspricht auch dem unmittel¬ 
baren Wortsinn, der auf die Wirkung des Wahrgenommenen, also der 
Vorstellungen hinweist. 
Die Untersuchung der Bildung der Vorstellungen wird von den all¬ 
gemeinsten Sinnesvorstellungen, welche zugleich genetisch die Grundlage 
der übrigen sind, ausgehen müssen: von den Tast- und Bewegungsvor¬ 
stellungen. Daran wird in den folgenden Capiteln die Analyse der beiden 
nach entgegengesetzten Richtungen entwickelten Vorstellungsarten, der 
Gehörs- und Gesichtsvorstellungen, sowie der aus den zeitlichen und 
räumlichen Verbindungen der Vorstellungen entspringenden ästhetischen 
Elementargefühle sich anschließen. Die Geruchs- und Geschmacksvor¬ 
stellungen dagegen können hier unberücksichtigt bleiben, da sie fast nur 
als Empfindungen in Betracht kommen, die an andere entwickeltere Vor¬ 
stellungen, nämlich an die Tast- und Gesichtsvorstellungen, gebunden sind, 
und da die Verbindungen der einfachen Geruchs- und Geschmacksempfin¬ 
dungen unter einander schon im vorigen Abschnitt besprochen wurden. 
Die zusammengesetzteren psychischen Producte endlich, die aus den mannig¬ 
faltigen Verbindungen der Vorstellungen hervorgehen, die Associationen 
und Complicationen der Vorstellungen, sowie die logischen Gedankenver¬ 
bindungen, können erst im nächsten Abschnitt, auf Grund der Unter- 
# 
suchung des Bewusstseins und des Verlaufs der Vorstellungen, erörtert 
werden.
	        
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