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Tast- und Bewegungsvorstellungen.
schauungen in der unmittelbaren Wirkung des Willens auf die Bewe¬
gungsorgane gegeben. Zu ihrer Ergänzung bedarf dieselbe jedoch einer
Sinnesfläche, die peripherischen Reizen zugänglich ist, und als solche
bietet sich zunächst das über die ganze Körperoberfläche ausgebreitete
Tastorgan dar.
Die Sinnesvorstellungen treten, wie die Empfindungen, in eine Be¬
ziehung zu dem Bewusstsein, dessen Bestandtheile sie bilden. Die Ge¬
fühle, die auf diese Weise entstehen, entspringen hauptsächlich aus den
räumlichen und zeitlichen Verhältnissen der Vorstellungen. Indem das
Bewusstsein bestimmte Verhältnisse ansprechend, andere unangemessen
empfindet, treten in ihm gegensätzliche Zustände auf, die ihrer Natur nach
dem Gebiet des Gefühls angehören, und die doch, da sie aus den Eigen¬
schaften der Vorstellungen entspringen, über das an die Empfindungen
geknüpfte rein sinnliche Gefühl hinausgehen. So scheint es denn zweck¬
mäßig, diese Zustände als einfache ästhetische Gefühle oder
ästhetische Elementargefühle zu bezeichnen. In der That bilden
sie den elementarsten Bestandteil jener künstlerischen Effecte, die man
der ästhetischen Wirkung zurechnet. Dies entspricht auch dem unmittel¬
baren Wortsinn, der auf die Wirkung des Wahrgenommenen, also der
Vorstellungen hinweist.
Die Untersuchung der Bildung der Vorstellungen wird von den all¬
gemeinsten Sinnesvorstellungen, welche zugleich genetisch die Grundlage
der übrigen sind, ausgehen müssen: von den Tast- und Bewegungsvor¬
stellungen. Daran wird in den folgenden Capiteln die Analyse der beiden
nach entgegengesetzten Richtungen entwickelten Vorstellungsarten, der
Gehörs- und Gesichtsvorstellungen, sowie der aus den zeitlichen und
räumlichen Verbindungen der Vorstellungen entspringenden ästhetischen
Elementargefühle sich anschließen. Die Geruchs- und Geschmacksvor¬
stellungen dagegen können hier unberücksichtigt bleiben, da sie fast nur
als Empfindungen in Betracht kommen, die an andere entwickeltere Vor¬
stellungen, nämlich an die Tast- und Gesichtsvorstellungen, gebunden sind,
und da die Verbindungen der einfachen Geruchs- und Geschmacksempfin¬
dungen unter einander schon im vorigen Abschnitt besprochen wurden.
Die zusammengesetzteren psychischen Producte endlich, die aus den mannig¬
faltigen Verbindungen der Vorstellungen hervorgehen, die Associationen
und Complicationen der Vorstellungen, sowie die logischen Gedankenver¬
bindungen, können erst im nächsten Abschnitt, auf Grund der Unter-
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suchung des Bewusstseins und des Verlaufs der Vorstellungen, erörtert
werden.