Einfluss der Augenbewegungen auf die Ausmessung des Sehfeldes.
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Augenmaß zieht, man derselben eine mit ihrem obern Ende nach außen
geneigte Lage gibt. So ist in Fig. 153 ab die scheinbare Verticale für
mein rechtes, cd für mein linkes Auge; die Richtungen der wirklichen
zur Horizontallinie A B in r und l senkrecht stehenden Geraden ist durch
die kurzen Striche a ß und y ô angedeutet. Bei binocularer Betrachtung
verschwindet die Täuschung, ähnlich derjenigen über die Halbirung einer
horizontalen Entfernung, oder es bleiben höchstens sehr kleine Abwei¬
chungen. Auch diese Erscheinung findet in den Gesetzen der Augen¬
bewegung ihre Erklärung. Wir sahen, dass sich in Folge der vorzugsweise
für das Sehen in geneigter und convergirender Stellung der Gesichtslinien
angeordneten Vertheilung der Muskelkräfte die Senkung des Blicks unwill¬
kürlich mit Einwärtswendung, die Hebung mit Auswärtswendung verbindet.
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A
7
B
Fig. 153.
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I
ß
Wollen wir daher den Blick in verticaler Richtung von oben nach unten
bewegen, so wird er dabei unwillkürlich etwas nach innen abgelenkt.
Demgemäß wird denn auch diese Bewegung als eine solche aufgefasst,
welche der verticalen Richtung im Sehfeld entspricht, und eine wirkliche
Verticallinie muss nun nach der entgegengesetzten Seite geneigt erscheinen.
Es gibt einen bestimmten Fall, wo das Auge, wenn es eine im Blickfeld
verticale Gerade fixirend verfolgen will, in der That jene schwache Ein¬
wärtsdrehung ausführen muss, dann nämlich, wenn das ebene Blickfeld
auf einer abwärts geneigten Richtung der Gesichtslinie senkrecht steht,
d. h. wenn die Gerade mit ihrem oberen Ende vom Beobachter weggeneigt
ist. So steht auch diese Erscheinung wieder in Beziehung zu der Lage