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Formentwicklung der Nervencentren.
an' ihr nehmen, vollendet. Der markige Beleg, der die Kammeroberfläche
des Ammonshorns tiberzieht, wird durch die Fasern des Gewölbes und des
Balkens gebildet (Fig. ii). Darauf folgt als erste graue Schichte die Rinde
des gyrus hippocampi (r), nach außen von ihr kommt als zweite Mark¬
schichte die Fortsetzung des bedeckten Bandes oder die auf der Rinde des
gyrus hippocampi ausgebreitete substantia reticularis [H), und auf sie end¬
lich folgt als zweite graue Schichte die gezahnte Binde, die Fortsetzung
der grauen Leiste [f d). Letztere erstreckt sich wie gesagt nur in die dem
Ammonshorn entsprechende Furche hinein. In dieser findet zugleich die
Lage der reticulären Substanz ihre innere Grenze; an der Stelle, wo dies
der Fall ist, hängt die graue Schichte der gezahnten Binde mit der Rinde
des gyrus hippocampi zusammen, so dass hier die beiden grauen Lagen,
welche das Ammonshorn ausfüllen, in einander übergehen. Gerade da, wo
dieser Uebergang stattfindet, endet der innere markige Ueberzug des Am¬
monshorns mit einem freien umgeschlagenen Saume, der Fimbria (/01)-
9. Entwicklung der äußeren Gehirnform.
Während das Gehirn im Laufe seiner Entwicklung allmählich in die
Theile sich gliedert, die wir nun kennen gelernt haben, erfährt seine
äußere Form Umwandlungen, die zu immer complicirteren Bildungen füh¬
ren, und deren schließliches Resultat theils von der Stufe der Entwick¬
lung, die das betreffende Gehirn überhaupt erreicht, theils von dem rela¬
tiven Wachsthum der einzelnen Theile, die dasselbe zusammensetzen,
abhängt. Bei den niedersten Wirbelthieren entfernt es sich wenig von
jener einfachsten embryonalen Form, die mit der Scheidung des primiti¬
ven Hirnbläschens in seine fünf Abtheilungen gegeben ist. Fast alle Form¬
verschiedenheiten beruhen hier auf der relativ-en Größe dieser Abtheilun¬
gen; außerdem ist nur noch die Entwicklung der aus dem Vorderhirn
hervorgewachsenen Riechkolben von formbestimmendem Einflüsse. Eine
größere Mannigfaltigkeit der Gestaltung ergibt sich bereits, sobald die
Mantelgebilde den Hirnstamm zu umwachsen beginnen. Die Bedeckung
der lobi optici und des Kleinhirns durch die Großhirnhemisphären, des
verlängerten Marks durch das Kleinhirn, der Grad der Kopfkrümmung
1) Vergleicht man hiernach das Ammonshorn mit der zweiten Hervorragung des
Seitenventrikels, auf welcher die Fasern des Gewölbes sich ausbreiten, mit der Vogel¬
klaue im hintern Horn (S. 73), so stimmen beide Bildungen darin überein, dass sie
von Faltungen der Hirnoberfläche herrühren, welche außen als Furchen, innen als
Erhöhungen erscheinen, und dass der Marküberzug dieser Erhöhungen von Fasern des
Gewölbes und Balkens gebildet wird. Aber während die Vogelklaue hierauf beschränkt
bleibt und daher nur aus zwTei Schichten, einer innern weißen und äußern grauen,
besteht, wird beim Ammonshorn die durch die Faltung der Hirnoberfläche gebildete
Vertiefung von der Fortsetzung des bedeckten Bandes und der gezähnten Binde aus¬
gefüllt, so dass hier vier Schichten, zwei weiße und zwei graue, zustande kommen.