Gewölbe und Commissurensystem.
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deren Ende des künftigen Balkens, so dass die Ausbildung des letzteren
von vorn nach hinten fortschreitet1). Zugleich nimmt die vordere Commissur
an Stärke ab und tritt mit dem vorderen Ende des Balkens, dem so ge¬
nannten Schnabel (rostrum) desselben, durch eine dünne, ebenfalls trans¬
versale Marklamelle in Verbindung (Fig. 39 cci). Durch diese Verbindung
der vorderen Commissur mit dem Balkenschnabel wird die Longitudinal¬
spalte des großen Gehirns nach vorn geschlossen. Zwischen dem breiten
hinteren Ende des Balkens, dem
und
der oberen Fläche des Kleinhirns
aber bleibt ein enger Zugang, durch
welchen der dritte Ventrikel nach
außen mündet (dieser Zugang ist in
Fis. 39 zwischen der Zirbel und
o
dem Balkenwulst als dunkel gehaltene
Partie sichtbar). Derselbe geht zu
beiden Seiten in enge Spalten über,
die in die Seiten Ventrikel führen : es
«
ist dies der Best jenes vorderen
Deckenrisses, durch den die Gefä߬
hautfortsätze in die drei vorderen
Hirnkammern eintreten (S. 45).
Bei den meisten Säugethieren
bildet die Ammonscommissur noch
fortan einen verhältnissmäßig großen
Theil des ganzen Balkens [bk Fig.
41 A). Da ferner bei ihnen das Oc-
i
cipitalhirn wenig entwickelt ist, so
dass das hintere Horn des Seiten¬
ventrikels fehlt, und gleichzeitig die
vorderen Hirnganglien, die Seh- und
Streifenhüe;el, an Masse weit unbe-
deutender sind, so ist das Ammons¬
horn bis an den Ursprung des Ge¬
wölbes herangerückt. Das letztere fällt aber jederseits sogleich in zwei
Abtheilungen auseinander, von denen die eine vorn, die andere hinten
das Ammonshorn umfasst [f und ff Fig. 41 ß)2).
1) Reichert, Bau des menschl. Gehirns, II, S. 63. Mihalkovics, Entwicklungs¬
geschichte des Gehirns, S. 124 f.
2j In der menschlichen Anatomie wird derjenige Theil des Balkens, welcher die
beiden Ammonshörner verbindet, als Psalterium bezeichnet.
Wulst (splénium) desselben
CP
Fig. 40. Seitenventrikel und Hirnganglien
des Menschen, fx Vorderer durchschnitte¬
ner Theil des Gewölbes, fx' hinterer um¬
geschlagener Theil desselben, cp Hinteres
Horn des Seitenventrikels, vk Vogelklaue.
ci Unteres Horn, am Ammonshorn. Die
weitere Erklärung s. Fig. 36, S. 69.