Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Formentwicklung der Nervencentren. 
Mit der Bildung des Gewölbes scheint die Entstehung eines andern 
Fasersystems von dazu senkrechter, transversaler Richtung, welches in 
noch höherem Grade ausschließliches Merkmal des Säugethierhirns ist, in 
naher Verbindung zu stehen. Bei den Monotremen und Beutelthieren 
nämlich kommen aus dem Ammonshorn Fasern hervor, welche die in 
dasselbe eintretenden Fasern des Gewölbes bedecken und über dem 
Zwischenhirn zur entgegengesetzten Hirnhälfte treten, um sich hier eben¬ 
falls in das Ammonshorn einzusenken. Die so entstandene Quercommissur 
der beiden Ammonshörner ist die erste Anlage des Balkens (corpus 
callosum). Bei den implacentalen Säugethieren, bei denen in dieser Weise 
Fig. 39. Medianschnitt des menschlichen Gehirns, bk Balken, ca Vordere Commissur. 
cb Weiße Bodencommissur. sp Durchsichtige Scheidewand, mo MoNRo’scher Spalt. 
cc Weißes Hügelchen. rd Absteigende, ra aufsteigende Wurzel des Gewölbes. 
f Gewölbe. Die weitere Erklärung s. Fig. 3 4, S. 67. 
der Balken auf eine bloße Quercommissur zwischen den beiden Ammons¬ 
hörnern beschränkt bleibt, ist die vordere Commissur, ebenso wie bei 
den Vögeln, sehr stark, zwischen ihr und dem Balken bleibt aber ein 
freier Raum. Bei den placentalen Säugethieren treten zu dieser Commissur 
der Ammonshörner weitere transversale Faserzüge hinzu, welche in das 
übrige Hemisphärenmark ausstrahlen. Sie entwickeln sich zuerst am vor- 
Affengehirn, wie Tiedemann (leones cerebri, p. 54), bilden das hintere Horn ab. Owen 
selbst beschreibt in seinem späteren Werk den Anfang eines solchen beim Delphin 
(Anatomy of vertebrates, vol. Ill, p. 120). Die Vogelklaue existirt, wie Huxley gezeigt 
hat, bei den anthropoiden Affen, ähnlich wie auch das Hinterhorn, nur schwächer ent¬ 
wickelt als beim Menschen.
	        
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