Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Formentwicklung der Nervencentren. 
Hirnganglien nennt. Einige der ursprünglichen Hirnabtheilungen gehen 
mit einem großen Theil ihrer Masse in solche Hirnganglien über: so 
pflegt man die Sehhügel, die Vier- oder Zweihügel denselben zuzurechnen. 
Andere Hirnganglien entsprechen nicht ursprünglichen Hirnabtheilungen, 
sondern entstehen durch die Einstreuung grauer Kerne in den markigen 
Boden der Hirnhöhlen und bilden dann ebenfalls hügelähnliche Hervor¬ 
rasunsen: so die bei den meisten Wirbelthieren mit Ausnahme der Säuge- 
thiere in den Höhlen der Zweihügel liegenden Hervorragungen und die 
Streifenhügel in den Seitenventrikeln der höheren Wirbelthiere. Uebrigens 
kommen auch graue Anhäufungen im Mark des Gehirns vor, welche sich 
nicht durch äußere Hervorragungen zu erkennen geben, und welche man 
doch wegen ihrer Beziehung zu den Markfasern den Ganglienkernen zu¬ 
rechnen muss. 
Die dritte Formation der grauen Substanz, das Binden grau, kann 
nicht mehr von der ursprünglichen Auskleidung des Medullarrohrs abge¬ 
leitet werden. Denn die Rinde des Vorderhirns und des Cerebellums geht 
aus den Wandungen der beiden Mantelbläschen hervor, mit welchen erst 
später die Markfasern des Stabkranzes in Verbindung treten. Es scheint 
also, dass die Zellen, welche jene Wandungen zusammensetzen, von An¬ 
fang an nicht, wie die Wandzellen des Medullarrohrs und seiner Fort¬ 
setzungen im Hirnstamm, nach der Peripherie hin Faserfortsätze entsen¬ 
den , sondern sich mit den vom Markkern her centralwärts in sie ein¬ 
strahlenden Fasern verbinden, vielleicht indem sie diese in ähnlicher Weise 
nur in sich aufnehmen wie die Zellen in den peripherischen Endgebilden, 
den Sinnesorganen, Muskeln, Drüsen. Die Zellen der Hirnrinde erscheinen 
so, wie sie physiologisch in gewissem Sinne ein Spiegelbild der Körper¬ 
peripherie darstellen, auch genetisch als eine den peripherischen Organen 
gegenüberliegende Endfläche, in welche gleichwie in jene aus den grauen 
Kerngebilden die Fasern eintreten. Nach beiden Endflächen aber, der 
peripherischen und centralen, strahlen von dem eigentlichen Centrum des 
Nervensystems, von den grauen Massen der Höhlen- und Kernformation, 
die Leitungsbahnen in divergirender Richtung aus1 . 
V) Am Vorderhirn der niedersten Wirbelthierclassen, der Fische und Amphibien, 
kommt übrigens der graue Rindenbeleg in einer Form vor, in welcher derselbe einen 
Uebergang von der Kern- zur Rindenformation zu bilden scheint, indem die ganze 
Masse der Hemisphären von grauer Substanz durchsetzt ist, welche manchmal gegen 
die Oberfläche in etwas dichterer Lage sich ansammelt, zuweilen aber auch spärlicher 
wird, indem die meisten Nervenzellen nach innen gelagert sind (Stieda, Zeitschr. für 
wissensch. Zoologie, XVIII, S. 46 und XX, S. 306, vgl. ebend. Taf. XVIll, Fig. 24). Die 
solide oder (bei den Amphibien) wenig ausgehöhlte Hemisphäre hat hier noch eine 
ähnliche Structur, wie sie jenen Ganglien zukommt, welche sich auf dem Boden der 
Hirnhöhlen erheben. Die frühere Ansicht der Anatomen, wonach die soliden Hemi¬ 
sphären der Fische nur die Analoga der Streifenhügel sein sollten, findet daher in diesen
	        
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