Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Gefühlston der Empfindung. 
starken Temperaturreizen die Schmerzempfinclung sehr spät eintritt, so dass sie 
der Tastempfindung erst nach einer v.erhältnissmäßig langen Zwischenzeit nach¬ 
folgt, und das Aehnliche hat Beau auch bei starken Druckreizen beobachtet1 . 
Diese Erscheinungen hängen offenbar mit den früher ans analogen Thatsachen 
gefolgerten Leitungsverschiedenheiten der Nervensubstanz in Bezug auf Tast- 
und Schmerzreize zusammen2 3). Wie man aber auch sonst über dieselben 
denken mag, ob man sie auf besondere Tast- und Schmerzfasern der Nerven 
oder, wie wir es früher versucht haben, auf die allgemeinen Eigenschaften der 
Leitung in der grauen Substanz zurückführt, für die Frage der Selbständigkeit 
der Gefühle ist ein solcher Zeitunterschied zwischen Schmerz- und Tastempfin¬ 
dung, ebenso wie die im Zustand der sogen. Analgesie stattfindende Aufhebung 
der ersteren bei fortbestehender Tastempfindung, schon deshalb bedeutungslos, 
weil auch der Schmerz Empfindung und Gefühl zugleich ist. Er ist eine ge¬ 
fühlsstarke Empfindung, aber keineswegs ein empfindungsfreies Gefühl. Wir 
localisiren z. B. den Schmerz, fassen ihn also, wie andere Empfindungen, als 
Element einer räumlichen Wahrnehmung auf, u. dergl. 
•I) E. H. Weber, Tastsinn und Gemeingefühl, Handworterb. der Physiol., Ill, 2. 
S. 569 ff. Ueber Beau siehe ebend. S. 5 66. 
2) Vgl. oben Cap. IV, S. 114 und Cap. IX, S. 410. 
3) Vgl. zu dieser Frage noch Richet, Recherches expér. et cliniques sur la sensi¬ 
bilité. Paris 1 877, p. 290, und Höffdjxg, Psvchologie. Deutsche Àusg. Leipzig 1 887, 
S. 2 S 0 ff. 
Berichtigung. 
v O 
S. 427 Z. 4 und 16 v. o. und S. 428 Anm. 1 statt C. Luft 1. E. Luft. 
Druck von Breitkopf k Härtel in Leipzig.
	        
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