Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Entstehung des sinnlichen Gefühls. 
Ganzen, welches wir eine Empfindung von bestimmter Qualität, Stärke 
und Gefühlsfärbung nennen, die letztere denjenigen Bestandteil darstellt, 
hei welchem wir zu einer Beziehung auf objective Verhältnisse der Reize 
nicht unmittelbar veranlasst sind. 
Geben wir aber dem Verhältniss des Gefühlstons zu den andern Ele¬ 
menten der Empfindung diesen letzteren Ausdruck, so ist damit zugleich 
die Auffassung nahe gelegt, dass wir in ihm das Symptom eines cen¬ 
tral eren Vorgangs zu sehen haben als in der Qualität und Stärke der 
Sinneserregung. In der That ist ja die Empfindung, so einfach sie uns 
erscheint, doch weder nach ihrer psychischen noch nach ihrer physischen 
Seite ein einfacher Process, sondern da wir solche Empfindungen, die 
nicht appercipirt werden, niemals unmittelbar in unserer inneren Wahr¬ 
nehmung kennen lernen, so bildet insbesondere der Act der Apper¬ 
ception einen untrennbaren Bestandtheil aller Empfindungen, die der psy¬ 
chologischen Untersuchung gegeben sind. So wird denn auch das sinnliche 
Gefühl in Bezug auf alle die Einflüsse, denen es unterworfen ist, unmittel¬ 
bar verständlich, wenn wir es betrachten als die Reactionsweise der 
Apperception auf die sinnliche Erregung. 
Zunächst erklären sich unter dieser Voraussetzung auf das einfachste 
die mannigfachen psychologischen Bedingungen, welche den Gefühlston der 
Empfindung bestimmen. Die Apperception ist, wie wir sehen werden, 
einerseits von den einwirkenden Reizen, anderseits aber von dem Ge- 
sammtzustand des Bewusstseins abhängig, wie er durch gegenwärtige Ein¬ 
drücke und frühere Erlebnisse bestimmt ist. Die Apperception empfinden 
wir ferner unmittelbar als eine innere Handlung, und es wird daher auch 
jene subjectivere Bedeutung, die wir dem Gefühlston beilegen, begreiflich. 
Diese innere Handlung ist endlich durchaus identisch zu setzen mit der 
Wirksamkeit des Willens, und es wird so verständlich, dass schon die 
unmittelbare Auffassung der Gefühle geneigt ist, eine Beziehung zum Willen 
ihnen beizulegen. Wollen wir näher beschreiben, was wir denn bei Lust 
und Unlust in uns empfinden, so wissen wir dies nicht anschaulicher zu 
thun, als indem wir die Lust als ein Streben nach dem Gegenstände hin, 
die Unlust als ein Widerstreben gegen denselben bezeichnen. Nur darum 
aber fließen in unserer Schilderung die Namen der Gefühle, der Triebe 
und Willensbestimmungen fortwährend in einander, weil diese Zustände 
in der Wirklichkeit immer verbunden sind und durch die psychologische 
Abstraction nur insofern getrennt werden können, als die Apperception 
gegenüber den äußeren Eindrücken bald ein passives bald ein actives 
Verhalten darbietet: im ersten Fall reden wir dann vorzugsweise von Ge¬ 
fühl, im zweiten von Trieb, Begehren oder Wollen1). 
1) Vgl. Abschnitt IV, Cap. XVIII.
	        
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