Vorwort.
Das Werk, das ich hiermit der 0Öffentlichkeit übergebe, versucht
ein neues Gebiet der Wissenschaft abzugrenzen. Wohl bin ich mir be¬
wusst, dass dieses Unternehmen vor allem dem Zweifel begegnen kann,
ob jetzt schon die Zeit für dasselbe gekommen sei. Stehen doch theil-
weise sogar die anatomisch-physiologischen Grundlagen der hier be¬
arbeiteten Disciplin durchaus nicht sicher, und vollends die experimen¬
telle Behandlung psychologischer Fragen ist noch ganz und gar in ihren
Anfängen begriffen. Aber die Orientirung über den Thatbestand einer
im Entstehen begriffenen Wissenschaft ist ja bekanntlich das beste Mittel,
die noch vorhandenen Lücken zu entdecken. Je unvollkommener in
dieser Beziehung ein erster Versuch wie der gegenwärtige sein muss, um
so mehr wird er zu seiner Verbesserung herausfordern. Außerdem ist
gerade auf diesem Gebiete die Lösung mancher Probleme wesentlich an
den Zusammenhang derselben mit andern, oft scheinbar entlegenen
Thatsaehen gebunden, so dass erst ein weiterer Ueberblick den richtigen
Weg finden lässt.
In vielen Theilen dieses Werkes hat der Verfasser eigene Unter¬
suchungen benutzt; in den übrigen hat er sich wenigstens ein eigenes
Urtheil zu verschaffen gesucht. So stützt sich der im ersten Abschnitt
gegebene Abriss der Gehirnanatomie auf eine aus vielfältiger Zergliede¬
rung menschlicher und thierischer Gehirne gewonnene Anschauung der
Formverhältnisse. Für einen Theil des hierzu benutzten Materials sowie
für manche Belehrung auf diesem schwierigen Gebiete bin ich dem