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Qualität der Empfindung.
Die in diesen Zahlen ausgedrückte Beziehung lässt sich hiernach in
folgender Weise zur Darstellung bringen. Man denke sich die Bogenstücke
des Farbenkreises, durch welche die Unterschiedsempfindlichkeit gemessen
wird, in senkrechte Ordinaten verwandelt und auf eine Abscissenlinie
aufgetragen, auf welcher die Farben nach ihrer Brechbarkeit geordnet sind.
Man erhält so eine Curve, die sich beim Both erhebt, beim Gelb ihr erstes
Maximum erreicht, dann im Grün zu einem relativen Minimum fällt, im
Blau zu einem zweiten Maximum steigt und endlich im Violett wieder
sinkt (Fig. 131). Die drei niedrigsten Punkte dieser Curve entsprechen
der Anfangs- und Endfarbe sowie der mittleren Farbe des Spektrums.
Einzelne der einfachen Farben werden in der Sprache durch ältere
und ursprünglichere Bezeichnungen unterschieden als die übrigen. Sie
sind Hauptfarben (auch Principalfarben) genannt worden, während man
ihnen die andern als Uebergangsfarben gegenüberstellt. Als solche Haupt¬
farben treten deutlich durch ihre charakteristischen Namen Roth, Gell),
Grün und Blau uns entgegen.
Da die Uebergangsfarben zwi¬
schen je zwei Hauptfarben lie¬
gen. so ist es selbstverständlich,
T_. , „ dass sie jeder derselben ver-
Roth (xelb (rTÜn Violett . 1.
wandter sind, als diese unter
Fig. 131. ?
sich. und dass sie daher auch
in der Empfindung als Zwischenstufen aufgefasst werden. Auch dies hat
in den sprachlichen Bezeichnungen/ wie Violett (Veilchenblau). Orangegelb,
bedarf der Einfluss, welchen hierbei die Lichtstärke der Farbe ausübt, noch der
näheren Untersuchung. Dass derselbe im Anfang des Spektrums (etwa bis zur Linie C)
wahrscheinlich allein die Unterscheidung bestimmt, fanden König und Dieterici in
Versuchen, die sie nach der Methode der mittleren Fehler ausführten. Hierbei wurden
ebenfalls einander entsprechende Stellen zweier Spektren verglichen, aber die Ein¬
stellung so vorgenommen, dass die zu untersuchende Farbe des Vergleichsspektrums
derjenigen des Normalspektrums gleichgemacht und dann der begangene Fehler be¬
stimmt wurde. Die folgende kleine Tabelle gibt eine Uebersicht der Resultate der
beiden Beobachter (K und D). Die Wellenlängen sind, ebenso wie die mittleren
Fehler, in Milliontheilen eines Millimeters angegeben.
Wellenlängen Mittlerer Fehler einer Einstellung Wellenlängen Mittlerer Fehler einer Einstellung
KD KD
640 (Roth).....4,28 4,82 520 (Grün) .... 0,59 .... 0,54
64 0 (Orange). . . . 0,56 . , . . . 0,78 500 (Grünblau). . 0,23 (0,41) . 0,28 (0,29;
580 (Gelb) ..... 0,27 ..... 0,36 480 (Blau) .... 0,28 (0,33) . 0,26 (0,23)
540 (Gelbgrün) . . 0,68 ..... 0,64 450 ( - ) .... 0,44 (0,82) . 0,40 (0,57)
430 (Indigblau) . 4 ,06 (0,69) . 0,56 (0,56)
Die Größe des mittleren Fehlers ist hier der Unterschiedsempfindlichkeit reciprok.
Demgemäß zeigt auch diese Tabelle Minima der U.-E. im Roth, Grün und Violett,
Maxima im Gelb und Blau. Zugleich ergaben sich jedoch bei den kürzeren Wellen¬
längen ziemlich bedeutende Abweichungen bei schwacher und bei starker Beleuchtung.
Die Zahlen für starke Lichtintensität sind oben in Klammern beigefügt. (Wiedemann's
Ann., XXII, S. 529. Archiv f. Ophthalmol. XXX, 2. S. 4 71 ff.)