Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

Lichtempfindungen. 
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G 
r litt 
färben, denen keine der einfachen Farben des Spektrums gleich ist. Mit 
der Ergänzung durch Purpur stellt also unsere Farbenlinie alle überhaupt 
möglichen gesättigten Farbenempfindungen dar. 
Will man die Farbenlinie ohne Rücksicht auf die später zu bespre¬ 
chenden Mischungserscheinungen, bloß nach der Abstufung der Empfindung 
construire!}, so ist der Kreis die einfachste Form, weil der Kreis die ein¬ 
fachste in sich zurücklaufende Linie ist. Es bleibt dann aber noch die 
Ausdehnung, die den einzelnen Farbentönen gegeben werden soll, will- 
blirlich. Sollte hierfür aus der unmittelbaren Empfindung ein Maß ge¬ 
nommen werden, so würde, da eine sichere quantitative Vergleichung 
beliebiger endlicher Farbenintervalle nicht möglich ist, nur übrig bleiben, 
ähnlich wie bei der Abstufung 
der Empfindungsintensität, von der 
Schätzung m inimaler Unter¬ 
schiede auszugehen. Nun herrscht 
im Gelb die größte Empfindlichkeit 
für den Wechsel des Farbentons, 
dann kommt Blau und Blaugrün; 
im Grün ist dieselbe geringer, und 
ebenso nimmt sie gegen das vio¬ 
lette und rothe Ende des Spek¬ 
trums bedeutend ab. Die größte 
Bogenlänge auf dem Farbenkreis 
K_J O 
würden daher einerseits das Gelb, 
anderseits das Blau, die kleinste 
das Roth und Violett und nach ihnen das Grün einnehmen. Es sind dies 
die nämlichen Farben, welche, wie wir unten sehen werden, auch bei 
den Erscheinungen der Farbenmischung eine ausgezeichnete Rolle spielen. 
In Fig. 130 ist diese Abstufung durch die Breite der einzelnen Sectoren 
angedeutet. Genauer ergeben sich die Unterschiede aus Versuchen von 
Dobrovolsky, in denen zwei über einander entworfene Spektren so lange 
gegen einander verschoben wurden, bis an der Stelle der zu beobachten¬ 
den Farbe ein Unterschied eben merklich war. Dieses Verfahren ergab 
folgende Zahlen als Werthe der relativen Unterschiedsempfindlichkeit für 
die Wellenlängen in den einzelnen Theilen des Spektrums: 
Im Roth (Linie B—C) Orange (C—D) Gelb (D) Gelbgrün [D—E) 
V331 V772 V246 
Blau (F) Indigblau (G) Violett (G—H) 0 
340 7615 Vt40 V-272 Vl 
1 / 1 / 
115— 107 
Grün E 
1 /, 
Grünblau (E—F 
1L. - 
146 
1) Dobrowolsky, Archiv f. Ophthalmologie, XVIII, 1. S. 66. Durchgängig kleiner 
sind die Zahlen, welche früher Mandelstam« erhielt, ebend. XIII, 2. S. 399. Uebrigens 
Wundt, Grunclzüge. 3. Aufl. 29
	        
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