Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Qualität der Empfindung. 
stärke, von der Schwingungsamplitude abhängig. Wir wollen diese drei 
Eigenschaften vorläufig so untersuchen, als wenn sie, ähnlich etwa wie die 
Höhe und Stärke eines Klangs, völlig unabhängig von einander variirt 
werden könnten, obgleich dies, wie wir später sehen werden, nicht der 
Fall ist, da die Lichtstärke die Sättigung und diese wieder die Farben¬ 
qualität verändert. Von diesen Einflüssen zunächst absehend werden wir 
demnach der Untersuchung der Qualität hier nur die einfachen oder 
gesättigten Farben zu Grunde legen, das Weiß aber, obgleich es 
mit demselben Recht wie jede Farbe als eine Empfindungsqualität be¬ 
trachtet werden kann, soll erst bei der Sättigung zur Sprache kommen, 
weil es innerhalb der Abstufungen einer Farbe den der vollkommenen 
Sättigung gegenüberstehenden Grenzfall bildet. Endlich die Intensitäts¬ 
abstufungen des Weiß werden nebst den Intensitäten der Farben an dritter 
Stelle besprochen werden. 
Es gibt nur einen einzigen Weg. um einfache Fai'benempfmdungen 
in vollständiger Sättigung herzustellen : er besteht in der Zerlegung des 
gewöhnlichen gemischten oder weißen Lichtes durch Brechung in die ein- 
Fig. 129. 
Violett 
Jnäiao 
Blau 
Grilix 
Cxeïi 
Oran qe 
Roth 
zelnen einfachen Lichtarten von verschiedener Wellenlänge und Brechbarkeit. 
Lässt man durch einen Spalt im Fensterladen eines verdunkelten Zimmers 
einen Sonnenstrahl auf ein dreiseitiges Flintglasprisma fallen, so wird der 
weiße Strahl in Fhlge der verschiedenen Brechbarkeit der Lichtarten von 
verschiedener Wellenlänge, die ihn zusammensetzen, in eine Reihe farbiger 
Strahlen, ein Spektrum, aufgelöst. Das Licht von der größten Wellen¬ 
länge wird am schwächsten, das Licht von der kleinsten am stärksten 
gebrochen. Jenes empfinden wir roth, dieses violett, und zwischen beiden 
folgen Orange, Gelb, Grün, Blau1), Indigblau stetig auf einander (Fig. I 29) -). 
P Für das reine Blau wird häufig der Ausdruck Cyanblau (Cyaneum nach 
Newton) angewandt. 
2) Die folgende kleine Tabelle enthält die aus den Interferenzversuchen berech¬ 
neten Wellenlängen in Zehnmilliontheilen eines Millimeter und die entsprechenden 
Schwingungszahlen in Billionen auf die Secunde. Die F raun hofersc h e Linie, aus deren 
Umgebung der Farbenton genommen wurde, ist in Klammer beigefügt.
	        
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