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Qualität der Empfindung.
bildet die tiefere Octave des ersten der primären Töne, der zweite die
große Terz seiner hohem Octave. In solchen Fällen bringen die Com-
binationstöne zusammen mit ihren primären Tönen eine stetige Empfindung
hervor, neben der man nur bei den tiefsten Differenztönen die einzelnen
Tonstöße wahrnimmt, welche den Combinationston erzeugen. Dies ist
anders, wenn die Schwingungszahlen der primären Töne in keinem ein¬
fachen Verhältnis stehen. Verhalten sich z. B. die Schwingungen der
letzteren wie 10 : 23, so entsteht ein Differenzton 13 , welcher mit dem
lieferen Tone 1 0 in der Begel nicht mehr ungestört zusammenklingt. Viel¬
mehr tritt hier der im allgemeinen schon in Fig. 121 (S. 416) dargestellte
Fall ein, dass zwei Schwingungscurven, deren jede regelmäßig ist, sich
zu einer unregelmäßig periodischen Bewegung combiniren, die keine ste¬
tige Empfindung hervorbringen kann. Es entstehen auf diese Weise die
sogleich näher zu betrachtenden Schwebungen der Töne, welche die
Dissonanz zu begleiten pflegen. In Folge dieser Schwebungen sind die
Combinationstöne unharmonischer Tonverbindungen viel schwerer wahrzu¬
nehmen, doch können sie die Schwebungen der primären Töne verstärken
oder sogar, wenn zwischen diesen selbst keine Dissonanz vorhanden war,
solche hervorbringen.
Schwebungen- der Töne oder Tonstöße können zwischen allen
Bestandtheilen zweier Klänge, sowohl zwischen den Grundtönen wie den
Obertönen derselben, eintreten; außerdem können sich an denselben die
Combinationstöne betheiligen. Es beruhen diese Störungen des Zusammen¬
klangs auf der Interferenz der Schallwellen. Lässt man zwei Töne von
gleicher Höhe und Stärke erklingen, so entsteht ein Ton von der doppelten
Intensität, falls die Berge und die Thäler beider Wellen zusammenfallen.
Nach dem früher (S. 418) angeführten Princip der Addition der Wellen
entsteht hierbei ein einziger Wellenzug, dessen Berge und Thäler die dop¬
pelte Größe besitzen. Richtet man dagegen den Versuch so ein, dass die
Berge der einen Welle auf die Thäler der andern treffen und umgekehrt,
so vernichten sich die beiden Bewegungen, und es entsteht gar keine Ton¬
empfindung. Befinden sich die beiden Tonquellen in einiger Entfernung
von einander, so beeinflussen sich in der Regel die Schwingungen in
solcher Weise, dass der Ton durch die Interferenz verstärkt wird. Dies
beruht auf den Gesetzen des Mitschwingens. Da z. B. eine Saite durch
das Erklingen des Tones, auf den sie abgestimmt ist, in Mitschwingungen
gerätb, so passen auch die durch directes Anschlägen derselben erzeugten
Schwingungen der Schwingungsphase eines andern Tones von gleicher
Höhe sich an. Nur unter besonderen Umständen wird das entgegengesetzte
Resultat beobachtet: so z. B. wenn man zwei große Labialpfeifen dicht
neben einander von der nämlichen Windlade aus anbläst. In diesem Falle