Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

Schallempfindungen. 
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in regelmäßigen Perioden um seine ursprüngliche Gleichgewichtslage 
schwingen. Denken wir uns nun viele solche Erschütterungen in belie¬ 
biger Richtung auf einander folgen, so wird die resultirende Bewegung 
keine regelmäßige mehr sein können, aber sie wird sich immer in eine 
Anzahl regelmäßig oscillirender Bewegungen auflösen lassen, weil sich 
eben die ganze Reihe unregelmäßig auf einander folgender Anstöße aus 
einzelnen zusammensetzt, deren jeder regelmäßig periodische Oscillationen 
verursachen würde. 
Wirken regelmäßig periodische Schallschwingungen auf unser Ohr 
ein, so erzeugen dieselben eine Empfindung, die wir als Klang bezeich¬ 
nen, wogegen wir die durch eine unregelmäßig periodische Luftbewegung 
hervorgerufene Empfindung Geräusch nennen. Alle regelmäßig perio¬ 
dischen Bewegungen können ferner in solche zerlegt werden, welche dem 
einfachsten Gesetz regelmäßig periodischer Schwingungen, dem Gesetz 
unendlich kleiner Pendelschwingungen folgen. Das Pendel be¬ 
wegt sich fortwährend um eine und dieselbe Gleichgewichtslage. Denken 
Fig. 122. 
wir uns nun, ein Punkt schwinge nach dem Gesetz des Pendels hin und 
her, derselbe werde aber außerdem vorwärts bewegt, sodass seine Gleich¬ 
gewichtslage fortschreitet, so beschreibt der Punkt eine einfache oder 
pendelartige Schwingungscurve, deren Entstehung man sich auch in folgen¬ 
der Weise versinnlichen kann. Man denke sich einen Punkt in der um 
c Fig. 122) beschriebenen Kreislinie mit gleichförmiger Geschwindigkeit 
bewegt und einen Beobachter bei h aufgestellt, der den Kreis nur von der 
Kante, nicht von der Fläche aus sehen kann. Es wird dann diesem Be¬ 
obachter der in der Kreislinie umlaufende Punkt so erscheinen, als ob er 
nur längs des Durchmessers ab auf- und abstiege: seine Bewegung wird 
aber dabei genau das Gesetz des Pendels innehalten*). Um eine fort¬ 
schreitende pendelartige Schwingung darzustellen, theile man den einer 
1) Zieht man von c aus Radien nach den Punkten 1, 2 u. s. w., so entsprechen 
die Winkel t, V den verflossenen Zeiträumen, und es ist, wenn man mit r den Radius 
des um c beschriebenen Kreises bezeichnet, m = r • sin. t, n = r • sin. (t -\-V) u. s. w., 
d. h. die Entfernung der Punkte /, % u. s. w. von der Gleichgewichtslage ist propor¬ 
tional dem Sinus der verflossenen Zeit. Wegen dieser mathematischen Beziehung werden 
die pendelartigen Schwingungen auch Sinusschwingungen genannt. 
Wundt, Grundzüge. 3. Aufl. 27
	        
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