Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Qualität der Empfindung. 
tionsempfindung. Beide sind unabhängig von einander veränderlich. 
Nicht nur kann bei constant bleibendem Gewichte die Contractionsempfin- 
dung je nach dem Umfang der Zusammenziehung wechseln, sondern wir 
können auch eine isolirte Veränderung der Kraftempfindung hervorbringen, 
wenn wir bei gleich bleibendem Contractionszustande die Belastung eines 
Körpertheils wechseln lassen. Von beiden Empfindungsarten scheint wieder 
die Kraftempfindung die einfachsten Verhältnisse darzubieten, insofern sie 
in ihrer Qualität einförmiger, dafür aber einer sehr feinen intensiven Ab¬ 
stufung fähig ist. Die Contractionsempfindung dagegen dürfte stets aus 
einer Mehrheit qualitativ verschiedener Empfindungen bestehen, die sich 
theils simultan verbinden theils in einer bestimmten zeitlichen Folse an 
einander reihen. So bemerken wir deutlich, dass bei der Bewegung 
eines Gliedes, z. B. des Armes, die Orte der deutlichsten Empfindung im 
Verlauf der Contraction wechseln: im Anfang derselben wird etwa vor- 
zugsweise im Handgelenk die Bewegung empfunden, und bei fortschreiten¬ 
der Contraction wandert die Stelle der intensivsten Empfindung allmählich 
nach dem Ellenbogen- und Schultergelenk. Daneben beobachtet man aber. 
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dass noch zahlreiche andere Punkte zu- oder abnehmende Empfindungen 
vermitteln. Insofern nun hierbei jede locale Empfindung geringe quali¬ 
tative Unterschiede darbietet, besteht offenbar die gesammte Contractions¬ 
empfindung aus einem sehr verwickelten Complex elementarer Empfin¬ 
dungen, deren jede bestimmte zeitliche Veränderungen in ihrer Intensität 
erfährt. Als die relativ einfacheren, immer aber selbst noch sehr zu¬ 
sammengesetzten Bestandteile, aus denen eine dem Uebergang eines 
Theiles aus einer Stellung A in eine Stellung N entsprechende Contrac¬ 
tionsempfindung resultirt, bleiben so die einzelnen Stellungsempfindungen 
A, B, C . . . übrig, mit deren jeder, wenn sie festgehalten wird, eine 
bestimmte Vorstellung über die räumliche Lage des betreffenden Körper¬ 
theils verbunden ist. Die Analyse aller dieser Empfindungen ist aber 
deshalb hauptsächlich so schwierig, weil wir uns gewöhnt haben dieselben 
auf ihre zusammengesetzten Effecte, die Bewegungszustände der Theile 
unseres Leibes, zu beziehen. Indem jede elementare Empfindung in einem 
gegebenen Complex nur insofern für uns einen Werth besitzt, als sie sich 
an der Bildung der Bewegungsvorstellung betheiligt, haben wir die Fähig¬ 
keit verloren sie unabhängig von dieser Verwerthung aufzufassen, und 
wir vermögen daher höchstens einigermaßen aus dem Verlauf derjenigen 
Empfindungen, die sich bei einer gegebenen Bewegung aneinander reihen, 
auf jene elementareren Empfindungen, aus denen die gesammte Contrac¬ 
tionsempfindung resultirt, Rückschlüsse zu machen. Eine weitere Schwie¬ 
rigkeit erwächst aus der innigen Verbindung, welche die Kraft- und die 
Contractionsempfindung unter einander eingehen. Vermögen wir auch
	        
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