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Intensität der Empfindung.
ringen und bei sehr großen Werthenvon R abnehmen, und bei den letzteren
würde man sich der Grenze E = II nähern. H würde also das Maximum der
Empfindung bezeichnen. Selbst beim Gesichtssinn, für welchen Helmholtz diese
Formel zunächst entwickelt hat, wird jedoch durch dieselbe keine zureichende
Uebereinstimmung mit der Beobachtung erzielt, da offenbar die unteren Ab¬
weichungen weit mehr von andern Bedingungen als von dem sogenannten Eigen-
licht der Netzhaut abhängen.
Yon der auf S. 357 aus dem WEBEiüschen Gesetze abgeleiteten Erschei¬
nung ausgehend, dass bei Veränderungen der absoluten Lichtstärke die Unter¬
schiede von Licht und Schatten auf einer Zeichnung innerhalb ziemlich weiter
Grenzen gleich deutlich erscheinen, glaubte Plateau solche Erfahrungen besser
durch die Voraussetzung erklären zu können, constanten Verhältnissen der Reize
entsprächen constante Verhältnisse (nicht Unterschiede) der Empfindung. An
die Stelle der Fundamentalformel würde dann folgende Gleichung treten:
clE _ dR
~E~ ~ k ~~R~ 7
woraus sich ergibt
E — C • I(k,
worin C und k constante Größen bedeuten. Die Versuche Delboeuf’s nach
der Methode der mittleren Abstufungen, welche ursprünglich unternommen wur¬
den, um diese Voraussetzung zu prüfen, haben dieselbe jedoch nicht bestätigt,
sondern unterstützen vielmehr innerhalb gewisser Grenzen die Gültigkeit des
logarithmisclien Gesetzes auch für den Gesichtssinn. Doch hat Delboeuf selbst
dem letzteren Gesetz eine abweichende Formulirung zu geben versucht, bei der
er neben dem äußern Reizvorgang auch die physiologische Sinneserregung be¬
rücksichtigte, indem er die Existenz contrastirénder Empfindungen, wie Warm
und Kalt, Hell und Dunkel, hypothetisch auf das Verhältniss des oscillatorischen
äußeren Reizvorganges Re zu dem ebenfalls als oscillatorisch gedachten Er-
j^
regungsvorgange Rj zurückführte1 2). Dieses Verhältniss ~~ ist, wie er annimmt,
i
bei der ersten Einwirkung des Reizes, wo die äußere Reizbewegung überwiegt,
1, bei hergestelltem Gleichgewicht wird es = 1, und bei eintretender Er¬
müdung wird es <0 1. Dem ersten dieser Fälle entspricht eine positive Em¬
pfindung (z. B. Weiß), dem dritten eine negative (Schwarz), dem zweiten die
Empfindung Null. Demgemäß stellt Delboeuf die Formel auf
__ r log. Re
log. Ri '
Gegen diese Betrachtungsweise dürfte aber einzuwenden sein, dass die gesetz¬
mäßige Beziehung zwischen Sinneserregung und Empfindung zunächst für den
Fall zu bestimmen ist, dass alle Bedingungen mit Ausnahme der Erregungsstärke
möglichst constant bleiben, und dass es sich dann erst darum wird handeln
können die besonderen Gesetze der Ermüdung in Rücksicht zu ziehen. Was
ferner die letzteren betrifft, so scheint es bedenklich in Bezug auf dieselben
Gesetze aufzustellen, die fast ganz auf theoretische Erwägungen gegründet sind,
1) Poggendorff’s Annalen, CL, 1 878, S. 4 65 ff.
2) Delboeuf, Théorie générale de la sensibilité, p. 25.