Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Intensität der Empfindung. 
Thatsache der innern Erfahrung. Nach der Intensität der Empfindungen 
schätzen wir unmittelbar die Stärke der äußeren Sinnesreize. Erst die 
physikalischen Untersuchungsmethoden gestatten eine genauere und von 
der Empfindung unabhängige Messung der letzteren. Hierdurch entsteht 
dann aber für die Psychologie die Aufgabe, zu ermitteln, inwiefern jene 
unmittelbare Schätzung, welche wir mit Hülfe der Empfindungen 
vornehmen, der wirklichen Stärke der Reize entspricht oder von ihr 
ab weicht. 
Das so festgestellte Verhältniss pflegt man als Beziehung zwischen 
Reiz und Empfindung zu bezeichnen. Der Kürze wegen mag dieser 
Ausdruck beibehalten werden. Es sei aber sogleich bemerkt, das der¬ 
selbe streng genommen unrichtig ist, da nur die Beziehung zwischen dem 
Reiz und der Empfindungsschätzung bis jetzt unserer Messung 
zugänglich ist, w ährend die Frage, w ie sich die Empfindungen unabhängig 
von den bei ihrer Schätzung betheiligten Vorgängen der Auffassung und 
Vergleichung verhalten mögen, durch die directe Untersuchung gar nicht 
beantwortet werden kann. Ferner ist es klar, dass die Untersuchung der 
Beziehung zwischen dem Reiz und der Empfindungssehätzung nur die 
äußersten Endglieder einer Ivette von Beziehungen herausgreilt, welche 
sämmtlich ermittelt werden müssten, um alle psychophysischen Bedingun¬ 
gen der Empfindungsstärke festzustellen. Zunächst w ird der physikalische 
Reiz in die Sinneserregung, diese in die Nervenreizung, und die letztere 
endlich in die centralen Vorgänge nrngewandelt, welche die Empfindung 
begleiten. Ueber alle diese Vorgänge besitzen wir nur sehr geringe Auf- 
Schlüsse. Die Ermittelung der Beziehung zwischen Reiz und Empfindung 
bildet also erst den Anfang einer noch ziemlich weit aussehenden Unter- 
suchung, und es ist unvermeidlich, dass die Resultate jener Ermittelung 
gegenwärtig noch verschiedener Deutungen fähig sind. 
Unter Maßmethoden der Empfindung versteht man nun solche 
Methoden, welche bestimmt sind die gesetzmäßigen Beziehungen zwischen 
der Stärke der äußeren Sinnesreize und unserer Intensitätsschätzung der 
entsprechenden Empfindungen festzustellen. Andere Maßmethoden gibt es 
nicht, weil eine von unserer Schätzung unabhängige Messung der Empfin¬ 
dungen vielleicht für immer, und weil eine zureichende Messung der 
physiologischen Reizungsvorgänge wenigstens für jetzt unmöglich ist. Dies 
vorausgesetzt können der messenden Methodik auf diesem Gebiete zwei 
Aufgaben gestellt werden. Die erste besteht in der Bestimmung der 
Grenzwerthe, zwischen denen Veränderungen der Reizstärke 
von Veränderungen der Empfindung begleitet sind, die zweite in 
der Ermittelung der gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Beiz- 
kJ kJ kJ w 
änderung und Empfindungsänderung.
	        
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