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Physiologische Mechanik der Nervensubstanz.
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Ablenkung und stellt die Unterbrecher
möglichst in
Nervenstrecke als Reiz wirkt. An der Sehne des Muskels m ist ein (hier nicht
abgebildeter) Hebel befestigt, welcher eine feine Spitze tragt, mittelst deren der
Verlauf der Zuckung auf die Glasplatte g vom Muskel selbst gezeichnet wird.
Da die Geschwindigkeit des Pendels keine gleichförmige ist, so sind übrigens
selbstverständlich die Raumwerthe nicht einfach den Zeitgrößen proportional,
sondern es müssen diese aus jenen mittelst des Pendelgesetzes berechnet wer¬
den. Vor jeder einzelnen Schwingung gibt man dem Pendel eine bestimmte
s so ein, dass die Zuckungscurven
der Mitte des Schwingungsbogens beginnen. Bei allen liier ab¬
gebildeten Zeichnungen betrug jene Ablenkung und demnach die Schwingungs¬
amplitude des Pendels etwa 1 0 Winkelgrade.
Der Versuch wird nun folgendermaßen ausgeführt. Man lässt zuerst durch
den am Muskelhebel befestigten Stift eine einfache Abscissenlinie zeichnen. Dies
geschieht dadurch, dass man das Pendel, während die beiden Ketten k7 k' ge¬
öffnet sind, eine Schwingung ausführen lässt. Dann bestimmt man die beiden
Punkte der Abscissenlinie, welche den Zeitmomenten der Reizung durch die
Kette k und durch den Oeffnungsinductionsschlag entsprechen. Zu diesem Zweck
wird das Pendel, während beide Ketten geschlossen sind, langsam mit der Hand
zuerst nach ,9 und dann nach s' geführt; bei der Lösung des Contactes s zeich¬
net dann der Muskel in Folge der Schließungserregung, bei s' in Folge der
Reizung durch den Oeffnungsinductionsschlag einen verticalen Strich. Hierauf
werden in je einem Schwingungsversuch die durch Schließung des constanten
Stromes bewirkte Erregung C ohne nachherige Einwirkung des Prüfungsreizes,
und die durch den letzteren bewirkte Zuckung R ohne vorausgegangene Erregung
C ausgelöst; hier lässt man zuerst das Pendel schwingen, während die Kette
k' geöffnet und k geschlossen, dann während k geöffnet und k' geschlossen ist.
Endlich geht man zum letzten Versuch über: k und k' werden geschlossen
und so nach einander während derselben Schwingung die Erregungen C und R
ausgelöst. Die Versuche lassen sich nun in der mannigfachsten Weise variiren,
indem man 1 ) den Unterbrechern * und s' die verschiedensten Stellungen
gegen einander gibt, von der Distanz null an (gleichzeitige Reizung) bis zur
größtmöglichen Entfernung; 2) indem man die Stärke des Kettenstroms k durch
einen Rlieostaten und durch Vermehrung der zur Kette verbundenen constanten
Elemente abstuft; 3) indem man die Intensität des Prüfungsreizes durch Ver¬
änderung der Distanz zwischen primärer und secundärer Inductionsspirale wech¬
seln lässt; 4) indem man successiv verschiedene Stellen des Nerven sowohl
vor als hinter dem Strom mit dem Inductionsschlag auf ihre Reizbarkeit prüft.
Rücksichtlich der hierbei sowie bei andern Formen der Reizung (Oeffnungs-
erregung durch den constanten Strom, Erregung durch Stromstöße, durch
mechanische Erschütterungen, thermische Modification u. s. w.) einzuschlagenden
Methoden muss ich auf die ausführliche Darstellung in meinen Untersuchungen
zur Mechanik der Nerven verweisen1). Doch sei hier noch erwähnt, dass für
die Zuleitung des constanten Stroms die Metalldrähte nicht (wie es oben der
Einfachheit wegen dargestellt ist) direct dem Nerven zugeführt werden dürfen,
sondern dass für diesen Zweck stets unpolarisirbare Elektroden angewandt wer¬
den müssen, die mittelst durchfeuchteter Thonstücke mit dem Nerven verbunden
werden. Ferner sind bei den Versuchen mit dem constanten Strom besondere
4) A. a. O. S. 4, 21, 121, 4 60; 196.