Verlauf der Reizungsvorgänge in der Nervenfaser.
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ein merkliches wächst, so übertrifft die combinirte Zuckung die beiden
einfachen, und noch ehe der Zeitunterschied die gewöhnliche Zeit der
latenten Reizung erreicht, kann leicht R C die Summe der beiden Zuckungen
R und C übertreffen, namentlich wenn man sehr schwache Reize wählt,
welche nur minimale Zuckungen auslösen (Fig. 81 B). Dieses Anwachsen
der Reizbarkeit nimmt nun zu bis zu einem Zeitmoment, der ungefähr
dem Höhepunkt der Zuckung entspricht, um dann einer Wiederabnahme
Platz zu machen: doch ist noch eine längere Zeit nach dem Ende der
Zuckung die gesteigerte Reizbarkeit nachzuweisen. Die Fig. 79 S. 260
zeigt diesen weiteren Verlauf vollständig: man sieht in derselben deutlich
die größte Prüfungszuckung mit dem Maximum der Zuckung a zusammen¬
fallen. Demnach lässt sich der zeitliche Verlauf des Reizungsvorganges
im allgemeinen in drei Stadien trennen: in das Stadium der Unerreg-
bark eit, in das Stadium der wachsenden und in das Stadium der
wie der ab n elim endenErregbarkeit.
A
B
Fig. 82.
Häufte kommt es vor, dass das letztere Stadium durch eine kurze
Tj
Zeitperiode unterbrochen wird, während deren plötzlich die Reizbarkeit
stark abnimmt, um dann rasch abermals anzusteigen. Diese Abnahme
fällt immer mit dem Ende der Zuckung zusammen, sie gibt sich wegen
der Schnelligkeit, mit der sie vergeht, nur in einer vergrößerten Latenz
des Prüfungsreizes zu erkennen, und sie ist regelmäßig nur bei sehr
leistungsfähigen Nerven anzutreffen. Sobald der Nerv ermüdet, schwindet
daher diese Erscheinung. Eine solche vorübergehende Hemmung
nach Ablauf der Zuckung ist in Fig. 82 A sichtbar. Die Zuckung
links entspricht dem untersuchten Reizungsvorgang, rechts gehört die nicht
bezeichnete Zuckung der einfachen Einwirkung des Prüfungsreizes an, RC
ist die vom letzteren unter dem Einfluss der vorausgegangenen Reizung
ausgelöste Zuckung. In A ist der Nerv im frischen, vollkommen leistungs¬
fähigen Zustande, in R derselbe Nerv nach der Ermüdung durch mehr-
malige Reize untersucht worden1).
Diese Abhängigkeit der vorübergehenden Hemmungen von der Leistungs¬
fähigkeit der Nerven beweist zugleich, dass es sich hier nicht etwa um
eine Erscheinung handelt, welche durch die Trägheit der Muskelsubstanz
H c
1) Ebene!. S. 86; -190, 200.