Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

Verlauf der ReizungsVorgänge in der Nervenfaser. 
261 
inductionsschlag. In den zwei nach einander ausgeführten Versuchen A 
und B wurde jedesmal im Moment a der Strom geschlossen, und im Mo¬ 
ment b wirkte der Prüfungsreiz ein. Zuerst wurde in jedem Versuch die 
Wirkung des Stromes ohne den Prüfungsreiz und dann die Wirkung des 
letzteren ohne die vorausgegangene Stromesschließung untersucht: so 
wurden die Zuckungen C und R, die in A und B völlig übereinstimmen, 
erhalten. Dann wurde, nachdem bei a die Schließung erfolgt war, so¬ 
gleich bei b der Prüfungsreiz ausgelöst. Hier stellte sich nun in den Ver¬ 
suchen A und B ein völlig verschiedener Effect heraus: in A wurde bloß 
eine Zuckung C gezeichnet, ganz so als wenn der Prüfungsreiz R gar nicht 
eingewirkt hätte was durch RC— 0 angedeutet ist), in B fällt die Zuckungs- 
curve in ihrem Anfang mit C zusammen, in einem dem Beginn der Zuckung 
R entsprechenden Momente aber erhebt sie sich über C so sehr, dass die 
Curve RC höher ist als die Curven R und C zusammengenommen. Aus 
diesem Verhalten werden wir offenbar schließen dürfen, dass in A wäh¬ 
rend des Verlaufs der Reizung C eine starke Hemmung bestanden hat, 
A 
während in B entweder erregende Wirkungen überwogen oder gar keine 
Veränderung der Reizbarkeit existirte. Die letztere Alternative lässt sich 
am sichersten entscheiden, wenn man wieder in der vorhin angegebenen 
Weise durch Ueberlastung die Zuckungen C und R auf null oder auf eine 
minimale Höhe herabdrückt. Dieses Verfahren lehrte, dass in der That 
im Versuch B die erregenden Wirkungen im Uebergewicht waren. Der 
Unterschied in den Versuchsbedingungen von A und B bestand nun darin, 
dass in A der Prüfungsreiz sehr nahe der vom constanten Strom gereizten 
Strecke angebracht wurde, während er in B näher dem Muskel lag. Die 
Versuche zeigen also, dass bei einem und demselben Reizungsvorgange 
an der einen Nervenstrecke die hemmenden, an der andern die erregenden 
Wirkungen überwogen1). 
1) Versuche über die Superposition zweier Zuckungen hat zuerst Helmholtz aus¬ 
geführt (Monatsber. der Berliner Akad. -1854, S. 328). Er fand, im Widerspruch mit 
dem oben verzeichneten Resultat, dass immer nur eine einfache Addition der Zuckun-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.