Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Physiologische Mechanik der Nervensubstanz. 
herabgedrückt. Als Prüfungsreiz, der den Zustand des Nerven in ver¬ 
schiedenen Momenten des Reizungsvorganges feststellen sollte, wurde ein 
Oeffnungsinductionsschlag gewählt, der eine kurze Strecke unterhalb 
der vom constanten Strom gereizten Nervenstrecke einwirkte. Die Zuckung, 
welche derselbe, so lange der Reizungsvorgang durch den constanten 
Strom nicht eingeleilet wurde, am überlasteten Muskel bewirkte, war 
ebenfalls eine minimale. Nun wurde eine Reihe von Versuchen ausgeführt, 
bei deren jedem, wahrend der Muskel überlastet war, zunächst im Moment a 
der Nerv durch Schließung des constanten Stromes gereizt und dann in 
einem bestimmten Moment die Auslösung des Prüfungsreizes bewerkstelligt 
wurde. Fiel der letztere mit der Schließung des constanten Stromes zu¬ 
sammen (a), so wurde die minimale Zuckungshöhe nicht geändert. Trat 
er später ein, so entsprachen den Reizmomenten 6, c, d u. s. w. successiv 
die Zuckungen b', c, d', f\ g . Der Verlauf dieser Zuckungscurven zeigt 
deutlich , dass in dem gereizten Nerven eine Zustandsänderung eintritt, 
welche sich im vorliegenden Fall als gesteigerte Reizbarkeit verräth. 
Diese beginnt kurz nach der Reizung a, erreicht ein Maximum, welches 
Fig. 79. 
ungefähr mit dem Höhepunkt der Zuckungen a und R zusammenfällt 
le: e)7 und nimmt endlich allmählich wiederum ab, doch dauert sie, wie die 
letzte Prüfung ggr zeigt, erheblich länger an als die primäre Zuckung a1). 
Wo nicht, wie in dem hier gewählten Beispiel, die erregenden, son¬ 
dern die hemmenden Wirkungen überwiegen, da ist natürlich der Kunst¬ 
griff der Ueberlastung nicht anwendbar, es kann dann aber aus der Größe 
des vom Prüfungsreize während des Ablaufs der Zuckung hervorgebrachten 
Effectes leicht auf hemmende Wirkungen geschlossen werden. So lässt 
sich auf das Uebergewicht der Hemmungen mit Sicherheit dann schließen, 
wenn der Prüfungsreiz gar keinen Effect hervorbringt, da sich, sobald die 
erregenden Wirkungen im Uebergewicht sind, die beiden Zuckungen ver¬ 
stärken. Ein derartiges Beispiel zeigt die Fig. 80 2). Der untersuchte 
Reizunesvorçanç wurde hier wieder durch die Schließung eines aufsteigen- 
den constanten Stromes hervorgebracht, und der Prüfungsreiz war, wie 
vorhin, ein unter der durchflossenen Strecke einwirkender Oeffnungs- 
U Untersuchungen zur Mechanik der Nerven I, S. 74. 
2) Ebend. S. 72.
	        
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