Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

Allgemeine Gesetze der centralen Functionen. 
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verbal zu umschreiben, die Schere als. das, womit man schneidet, das Fenster 
als das, wodurch man sieht1), auf die nämliche allgemeine Regel zurück. Diese 
letztere ist aber offenbar nur ein Specialfall des psychologischen Gesetzes, nach 
welchem die Apperceptionsthätigkeit in einem gegebenen Moment in der Regel 
einer Vorstellung vorzugsweise sich zuwendet und diese Vorstellung um so 
intensiver erlässt, je weniger sie gleichzeitig auf andere Vorstellungen abgelenkt 
ist2). Dem entsprechend werden sich auch die begleitenden physiologischen 
Erregungen verhalten. Bei der Vorstellung eines bekannten Menschen wird die 
appereipirende Erregung vorzugsweise den Weg la Tig. 76) einschlagen, und die 
Erregungen auf den Wegen xs und Xa (der Klang seines Namens) werden nur 
schwach jene vorherrschende Apperception begleiten; bei der Vorstellung eines 
abstracten Begriffs dagegen werden vorzugsweise diese letzteren Erregungen 
vorhanden sein. Hiervon ist nun aber nothwendig die Einübung der Centren 
abhängig, an welche die Reproduction gebunden ist. Entsteht daher im Gebiet 
der Spraehcentren eine Störung, durch welche alle schwächeren Erregungen 
völlig gehemmt werden, so kann es eintreten, dass alle jene Signale, für 
welche das Centrum A weniger eingeübt ist, unter der Schwelle bleiben, 
während die besser eingeübten Signale noch appercipirt werden und daher die 
zugehörigen Sinneserregungen in HC zur Apperception gelangen lassen, so dass 
deutliche Wortvorstellungen sich ausbilden. 
Allgemeine Gesetze der centralen Functionen. 
Suchen wir uns schließlich die leitenden Principien zu vergegen¬ 
wärtigen, zu denen die obige Zergliederung der centralen Functionen ge¬ 
führt hat, so lassen sich dieselben in die folgenden fünf allgemeinen Sätze 
zusammenfassen : 
1) Das Princip der Verbindung der Elementartheile: Jedes 
Nervenelement ist mit andern Nervenelementen verbunden und wird erst 
in dieser Verbindung zu physiologischen Functionen befähigt. Insbeson¬ 
dere sind alle unserer Beobachtung zugänglichen centralen Functionen 
Vorgänge von complexer Beschaffenheit, die an zahlreiche centrale Ele¬ 
mente und in der Regel sogar an das Zusammenwirken von Centren ver¬ 
schiedener Ordnung gebunden sind. 
2) Das Princip der Indifferenz der Function: Kein Element 
vollbringt specifische Leistungen, sondern die Form seiner Function ist von 
seinen Verbindungen und Beziehungen abhängig. 
3) Das Princip der stellvertretenden Function: Für Ele¬ 
mente, deren Function gehemmt oder aufgehoben ist, können andere die 
Stellvertretung übernehmen, sofern sich dieselben in den geeigneten Ver¬ 
bindungen befinden. 
CJ 
1) Kussmaul a. a. O. S. 4 53. 
2) Vgl. Abschnitt IV, Cap. XV. 
Wundt, Grimdzüge. 3. Aufl. 
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