Volltext: Grundzüge der physiologischen Psychologie, 1. Band, 3.,umgearbeitete Auflage (1)

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Physiologische Function der Centraltheile. 
immer nur je eines zugleich automatisches Centrum oder steht wenigstens 
unter der vorwiegenden Wirkung der inneren Reize: so bei den Athem- 
bewegungen das Centrum der Inspiration, bei den Herzbewegungen das 
Centrum der Hemmung des Herzschlags, bei der Gefäßinnervation das 
Centrum der Gefäßverengerung. Vielleicht ist es die Lage der betreffen¬ 
den Nervenkerne und die Art der Blutvertheilung in denselben, wodurch 
sie den automatischen Erregungen vorzugsweise zugänglich werden. Der 
normale physiologische Reiz aber, der, wie es scheint, die Erregung her¬ 
beiführt, ist jene Beschaffenheit des Blutes, welche sich beim Stillstand 
der Athmung oder überall da ausbildet, wo die Entfernung der oxydirten 
Blutbestandtheile gehindert ist. Im allgemeinen also scheinen Oxydations- 
producte, theils das letzte Verbrennungsproduct, die Kohlensäure, theils 
niedrigere noch unbekannte Oxydationsstufen, in dem dyspnoischen Blut 
als Nervenreize zu wirken1). Die Anhäufung dieser Stoffe erregt das in- 
spiratorische Centrum: es entsteht eine Einathmung, welche nun wieder 
in Folge der Aufblähung der Lunge das Exspirationscentrum reflectorisch 
erregt (S. 186). So schließt in jener automatischen Reizung der Kreis 
der Selbstregulirungen sich ab, durch welche der Athmungsprocess fort¬ 
während im Gange erhalten wird. Den ersten Anstoß gibt die Blutver¬ 
änderung: sie erregt als innerer Reiz die Einathmung. Damit ist aber 
auch der weitere periodische Verlauf von selbst gegeben. Dem durch 
die Ausdehnung der Lunge erregten Exspirationsprocess folgt beim Zu¬ 
sammensinken des Organs Inspirationsreflex und gleichzeitig in Folge der 
erneuten Ansammlung von Oxydationsproducten abermalige automatische 
Reizung des Centrums der Inspiration. 
Der automatischen Innervation des Hemmungscentrums für das Herz 
und des pressorischen Centrums für die Blutgefäße liegen, wie es scheint, 
die nämlichen Blutveränderungen zu Grunde. Man nimmt gewöhnlich an, 
dass es sich in beiden Fällen um Erregungen handelt, die nicht, wie bei 
der Athmung, in Folge der Selbstregulirung der Reizung rhythmisch auf- 
und abwogen, sondern um solche, die dauernd in gleichmäßiger Größe 
anhalten. Man folgert dies daraus, dass Trennung der Hemmungsnerven 
des Herzens, der Vagusstämme, den Herzschlag dauernd beschleunigt, und 
dass Trennung der Gefäßnerven eine bleibende Erweiterung der kleinen 
Arterien herbeiführt. Aber diese Thatsachen schließen nicht aus, dass 
nicht die automatische Erregung in beiden Fällen zwischen gewissen Gren¬ 
zen auf- und abschwanke, ln der That sprechen hierfür mehrere Er¬ 
scheinungen, wie die abwechselnden Verengerungen und Erweiterungen, 
die man zuweilen an den Arterien beobachtet, und die meist nach Durch- 
1) Vgl. mein Lehrbuch der Physiol. 4. Aufl. S. 412.
	        
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